Informationskompetenz: Das Overton-Fenster

Das Overton-Fenster ist ein Konzept aus der politischen Theorie, das beschreibt, wie die Grenzen des in der öffentlichen Meinung Akzeptablen verschoben werden.

Informationskompetenz schützt vor Manipulation durch das Overton-Fenster. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Overton-Fenster kann die Grenzen des Akzeptablen verschieben.
  • Die Manipulation des Fensters birgt die Gefahr der Untergrabung demokratischer Werte.
  • Informationskompetenz schützt vor Manipulation durch das Overton-Fenster.

Ursprünglich von Joseph P. Overton entwickelt, stellt das Overton-Fenster dar, wie eine radikale Idee über Zeit umsetzbar gemacht wird. Durch gezielte Einflussnahme wird die extreme Idee in den Bereich des Akzeptablen und schliesslich des Politisch-Machbaren überführt.

Das Overton-Fenster kann als ein mächtiges Werkzeug der Manipulation betrachtet werden. Es ermöglicht Akteuren, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern. So werden schliesslich bestimmte extreme Ansichten, die ihren Interessen dienen, als normal und akzeptabel wahrgenommen, während andere marginalisiert oder diskreditiert werden.

Eine kritische Informationskompetenz ist dabei unerlässlich, um solche Manipulationsversuche zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.

Gezielte Verschiebung extremer Positionen

Diese Normalisierung radikaler Ideen erfolgt durch wiederholte Äusserung, um sie schrittweise gesellschaftsfähig zu machen. Zum Beispiel können fremdenfeindliche Äusserungen zunächst als «Provokation» präsentiert werden, um sie später als legitime politische Position zu etablieren.

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Effektiv ist auch die Salami-Taktik. Radikale Forderungen werden in kleine, scheinbar harmlosere Schritte aufgeteilt. So kann etwa eine umfassende Überwachung der Bevölkerung zunächst mit einzelnen, begrenzten Massnahmen beginnen, die dann schrittweise ausgeweitet werden.

Manipulation des öffentlichen Diskurses

Eine weitere effektive Technik zur Verschiebung des Overton-Fensters ist die Förderung von Pseudo-Debatten. Dabei werden gezielt Diskussionen über extreme Positionen angestossen, um gemässigtere, aber immer noch problematische Standpunkte als «vernünftigen Kompromiss» erscheinen zu lassen.

Des Weiteren können durch das sogenannte «Framing» Themen in einen bestimmten Deutungsrahmen gestellt werden, um die Wahrnehmung zu beeinflussen. So kann etwa Migration primär als Sicherheitsproblem dargestellt werden, statt als humanitäre oder wirtschaftliche Frage.

Auch die falsche Entsprechung wird gerne zur Verschiebung der Debatte benutzt. Extreme Positionen werden neben etablierte Fakten gestellt, um ihnen scheinbar gleiche Legitimität zu verleihen. Dies geschieht oft bei Themen wie Klimawandel oder Impfungen.

Der Mitläufer-Effekt unterstützt diese Verschiebung des Overton-Fensters, indem der Effekt, die öffentliche Meinung zu formen unterstützt. Dadurch verändert sich der Diskursraum.

Gefahr der Untergrabung demokratischer Werte

Die Gefahr besteht darin, dass das Overton-Fenster zur Legitimierung von Desinformation und zur Unterstützung autoritärer oder extremistischer Agenden missbraucht werden kann. Indem bestimmte Narrative gefördert und andere unterdrückt werden, kann die öffentliche Meinung in eine Richtung gelenkt werden, die demokratische Werte und Prinzipien untergräbt.

Was einst als radikale Forderung galt, kann durch kontinuierliche Diskussion und Präsenz in den Medien allmählich in den Bereich des Akzeptablen rücken. Das Overton-Fenster erinnert uns daran, dass die Grenzen des Sagbaren ständig in Bewegung sind.

Bekämpfung der Manipulationsversuche

Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich für eine ehrliche Diskussionskultur einzusetzen. Nur so kann eine Gesellschaft sicherstellen, dass ihre Werte und Normen nicht unbemerkt erodieren und dass der demokratische Diskurs lebendig und gesund bleibt.

Die Förderung von Informationskompetenz ist ein wichtiges Gegenmittel, um solche Manipulationsversuche zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Öffentlichkeit sich der Existenz und der Mechanismen des Overton-Fensters bewusst ist. Eine informierte Bevölkerung, die kritisch mit Informationen umgeht und verschiedene Perspektiven berücksichtigt, ist der beste Schutz gegen Manipulation und Desinformation.