Pink Apple: So politisch ist das LGBTQ-Filmfestival
Nächste Woche startet das schwullesbische Filmfestival «Pink Apple». Es steht ganz im Zeichen des 50. Christopher-Street-Day. Und ist damit politisch, wie nie.
Das Wichtigste in Kürze
- Vom 30. April – 12. Mai findet das schwullesbische Filmfestival «Pink Apple» statt.
- Das Festival steht dieses Jahr komplett im Zeichen von Stonewall.
- Gerade wird in der Schweiz das Anti-Rassismus-Gesetzes diskutiert.
Es ist der Sommer '69, der für die LGBTI-Community zur Revolutions-Saison wurde. Denn am 28. Juni 1969 hörten Schwule und Lesben in den USA auf, sich zu schämen. Stattdessen taten sie sich zusammen und wehrten sich gemeinsam gegen die Polizei.
In den USA galten in den Sechzigern homosexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit noch immer als «anstössiges Verhalten». Ertappte wurden zur Anzeige gebracht. Wer als homosexuell geoutet wurde, hatte fortan einen schweren Stand.
Razzien gegen Schwule
Regelmässig wurden auch in den Schwulenclubs von New York Razzien durchgeführt. Dabei veröffentlichte die Polizei Namenslisten aller Personen, die sie in den jeweiligen Bars festgenommen hatte. Das sollte abschreckend wirken.
Trailer zum Pink-Apple-Eröffnungsfilm «Carmen y Lola» (Arantxa Echevarría, ES 2018).
Das tat es auch. Bis zu jenem Tag vor 50 Jahren. In der Stonewall-Bar, an der Ecke 7th Avenue und Christopher Street wollte die Polizei eine Razzia durchführen .
Doch statt sich zu ergeben, wehrten die Gäste in der Bar sich. Statt mit einigen Verhaftungen, endete die Nacht mit einer neuen Bewegung. «Gay Pride» war geboren.
Pink Apple zelebriert Christopher-Street-Day
Nächste Woche heisst es zum 22. Mal: Vorhang auf für das Filmfestival Pink Apple. Das schwullesbische Festival steht dieses Jahr komplett im Zeichen von Stonewall.
Damit wird eine Zeit erinnert, in der Homophobie legal war. Doch der von Pink Apple gewählte Fokus hängt nicht nur an einem Jubiläum. Er ist aktuell hochpolitisch.
Anti-Rassismus-Strafnorm
Gerade wird in der Schweiz das Anti-Rassismus-Gesetzes diskutiert. Ein Zusatz soll auch homophobe Beleidigungen und Aussagen strafbar machen. Ein Konglomerat um Junge SVP und EDU hat dagegen das Referendum ergriffen.
Man wolle die Meinungsfreiheit schützen, so die Initianten. Dennoch erinnert der Kampf einiger weniger gegen die neue Anti-Rassismus-Strafnorm ein klein wenig an Stonewall.
An die Homophobie jener Zeit. An die hereinstürmenden Polizisten. Eine Erweiterung der Strafnorm wäre ein guter Riegel gegen solche Zustände.
Pink Apple ehrt Rosa von Praunheim
Vor dem Hintergrund der Anti-Rassismus-Strafnorm und des Christopher-Street-Day-Jubiläums, vergibt Pink Apple auch einen Preis. Es zeichnet den Berliner Regisseur, Journalist und Maler Rosa von Praunheim für sein Lebenswerk aus.
Begründet wird die Preisvergabe mit folgenden Worten. «Dem Künstler ist es wie keinem anderen gelungen, die queeren Menschen im deutschen Sprachraum zu politisieren.» Damit habe er «deren gesellschaftliche Wirklichkeit verändert».
Szene aus dem Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» aus dem Jahr 1971, von Rosa von Praunheim.