George Floyd: Kurz vor seinem Tod schrie er nach seiner Mama
Die New York Times hat den Tod von George Floyd (†46) in der US-Stadt Minneapolis mithilfe von Polizeidokumenten und neuen Aufnahmen minutiös ausgewertet.
Das Wichtigste in Kürze
- Der gewaltsame Tod von George Floyd (†46) in Minneapolis (USA) löste massive Proteste aus.
- Die NY-Times hat neue Aufnahmen dazu veröffentlicht und ein Videoprotokoll erstellt.
Der Tod von George Floyd (†46) in Minneapolis sorgt seit Tagen in den USA und inzwischen auch international für Proteste gegen Polizeigewalt, Brutalität und Ungerechtigkeit gegen Schwarze.
Floyd, ein durch die Corona-Krise arbeitslos gewordener Türsteher und Wachmann, wurde bei einer Verhaftung am 25. Mai, kurz nach 20 Uhr brutal getötet. Einer von vier beteiligten Polizeibeamten, Derek Chauvin, drückte ihm sein Knie 8 Minuten und 46 Sekunden lang in den Nacken.
Alle Bitten des Afroamerikaners, ihn atmen zu lassen, ignorierte der Beamte. 16-mal hat Floyd insgesamt zu den Beamten gesagt, er könne nicht atmen. In weniger als fünf Minuten. So berichten es verschiedene US-Medien.
Der Vorfall wurde von einer jungen Passantin gefilmt. Das Video sorgte für grosses Entsetzen und verbreitete sich weltweit. Doch jetzt wird bekannt, dass es auch noch weitere Aufnahmen des Mordes gibt.
Die «New York Times» hat Bilder aus Überwachungskameras sowie Aufnahmen von Passanten zusammen mit Polizeidokumenten ausgewertet und veröffentlicht. Herausgekommen ist ein geradezu nüchternes Minutenprotokoll der Ereignisse, die nun dafür sorgen, dass die Vereinigten Staaten seit Tagen nicht zur Ruhe kommen.
Die meisten Aufnahmen stammen dabei aus der Kamera des Restaurants «Dragon Wok». Dieses liegt gegenüber «Cup Foods». Das ist der Laden, deren Angestellte die Polizei gerufen hatten, da sie Floyd beschuldigten mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein für Zigaretten bezahlt zu haben. Gegenüber der Polizei bschrieben sie ihn «schrecklich betrunken und ausser Kontrolle».
Die Auswertungen zeigen: Es vergingen gerade einmal 20 Minuten zwischen Eintreffen der Polizei und Floyds Bewusstseinsverlust. Dabei war kein aggressives Verhalten des Afro-Amerikaners auszumachen.
Er weigerte sich einzig sich in den Polizeiwagen zu steigen, da er nach eigenen Angaben an Klaustrophobie leide. Das sagte er den Beamten und sprach erstmals die Worte: «I can't breath» – «Ich kann nicht atmen».
George Floyd rief nach seiner «Mama»
In dem Beitrag der «New York Times» sind auch die entscheidenden Minuten, die schliesslich zum Tod von George Floyd führten, minutiös dokumentiert. Dabei ist zu sehen, wie der 46-Jährige während der Knie-Fixierung durch Polizist Chauvin, mehrere Male aufgefordert wird, «ins Auto zu steigen».
«Ich kann nicht», antwortete Floyd und schrie unter Schmerzen zweimal nach seiner «Mama». Dann schloss er seine Augen und war nicht mehr ansprechbar. Auch zu diesem Zeitpunkt drückte Chauvin aber noch immer sein Knie in den Nacken des Afro-Amerikaners.
Mehrere Passanten forderten die Beamten auf, endlich von dem Mann abzulassen. Immer mehr Menschen filmen die Szenen, während ein von den Beamten angeforderter Rettungswagen eintrifft. Ein Sanitäter prüft Floyds Puls, während Chauvin weiter sein Knie auf den Nacken von Floyd drückt.
Erst eine Minute (!) später lässt er schlieslich ab – als ihn ein Sanitäter darum bittet. Floyd wird in den Rettungswagen gebracht, auf dem Weg ins Krankenhaus kämpfen die Retter um sein Leben.
Via Funk heisst es um 20.33 Uhr «Der Patient hat einen vollständigen Herzstillstand erlitten.» 52 Minuten später wird George Floyd in einem nahegelegenen Krankenhaus für tot erklärt.