Joe Biden: So könnten die Demokraten ihn als Kandidaten ersetzen

Joe Biden hat in der Debatte gegen Donald Trump versagt. Dies löste bei den Demokraten Panik aus. Es wird über eine mögliche Kandidaten-Neuwahl spekuliert.

Die Demokratische Partei steht nach Bidens Auftritt am Donnerstagabend nicht mehr uneingeschränkt hinter ihm. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Leistung von Joe Biden im TV-Duell mit Herausforderer Trump war dürftig.
  • Kein Wunder, dass die US-Demokraten nun all ihre Optionen diskutieren.
  • Dass Biden selbst zurücktritt, ist unwahrscheinlich. Dies wäre aber die einfachste Lösung.

Nach einer enttäuschenden Debatte gegen Donald Trump sind amerikanische Demokraten in Aufruhr. Joe Biden, der aktuelle Präsident und Kandidat der Partei, zeigte sich schwach und unsicher. Dies hat zu Diskussionen geführt, ob er durch einen anderen Kandidaten ersetzt werden sollte.

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Tiktok / @big_business_ - Während des TV-Duells hat sich US-Präsident Joe Biden immer wieder versprochen.

Es ist jedoch nicht einfach, Biden zu ersetzen.

Der US-Präsident hat genug Delegierte, um die Nominierung zu gewinnen. Und nur er selbst kann entscheiden, aus dem Rennen auszusteigen. Gemunkelt wird, dass es ein gemeinsames Gespräch von Nancy Pelosi, Chuck Schumer und Barack Obama brauchen würde. Dieses könnte in dazu bewegen.

Noch verteidigt Biden aber seine Leistung bei der Debatte als «gut». Forderungen nach seinem Rücktritt weist er zurück: «Ich denke, wir haben gut abgeschnitten», sagte er. «Es ist schwierig, gegen einen Lügner zu debattieren. Die New York Times hat aufgezeigt, dass er 26-mal gelogen hat.»

Wie weiter also?

Delegierte sind an Joe Biden gebunden

Nach den Parteiregeln sind die Delegierten, die einem Kandidaten aufgrund ihrer Vorwahlsiege zugewiesen wurden, an ihren Kandidaten gebunden. Zieht sich Joe Biden zurück, sind seine Delegierten «unverpflichtet». Sie könnten für jeden Kandidaten stimmen, den sie möchten.

Vizepräsidentin Kamala Harris wäre nicht automatisch die Nominierte und hätte auch keinen Anspruch auf Bidens Delegierte. Sie war nicht auf den Vorwahlzetteln – Joe Biden schon.

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Die Demokratische Partei müsste eine Reihe von Abstimmungen unter den Delegierten durchführen: bis eine Person die benötigten 1976 Stimmen zur Nominierung erhält. Dies könnte in einer massiven Auseinandersetzung resultieren und tagelang Schlagzeilen dominieren.

US-Experte Thomas Greven erklärte heute gegenüber Nau.ch, dass er nicht sieht, wen die Demokraten an Bidens Stelle ins Rennen schicken könnten: «Immer wieder werden Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, und Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan, genannt. Beide haben aber signalisiert, dass sie nicht zur Verfügung stehen und Biden unterstützen.»

Das letzte Mal gab es im Jahr 1968 ein solches Chaos. Damals wurde Bobby Kennedy ermordet und Lyndon B. Johnson entschloss unter Druck der Partei, nicht erneut anzutreten. Der damalige Vizepräsident Hubert Humphrey gewann schliesslich die Nominierung, verlor aber die allgemeine Wahl gegen Richard Nixon.