Berichte zu Afghanistan wurden vom US-Militär zensiert

Einer der nützlichsten Berichte zum Wiederaufbau in Afghanistan hält auf Anordnung des US-Militärs erstmals wichtige Zahlen zurück.

Rund 30 Prozent des Landes seien umkämpft

Einer der nützlichsten Berichte zum Wiederaufbau in Afghanistan und dem Krieg gegen die radikalislamischen Taliban hält auf Anordnung des US-Militärs erstmals wichtige Zahlen zurück. Der vierteljährliche Bericht des Spezialinspekteurs des US-Senats für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) darf inmitten des sich verschärfenden Krieges mit den Taliban nun nicht mehr preisgeben, wie viele Bezirke unter Kontrolle der Islamisten stehen und wie viele die Regierung noch kontrolliert.

Strassensperre von afghanischen Soldaten. - dpa

Sigar sei vom US-Verteidigungsministerium angewiesen worden, diese Informationen nicht mehr zu veröffentlichen, heisst es im neuesten, am Dienstag veröffentlichten Report. Sigar-Chef John Sopko kritisierte die Zensur scharf. Der Stand der Bezirkskontrolle sei einer der letzten öffentlich zugänglichen Indikatoren gewesen für den Erfolg - oder das Versagen - von Bemühungen, Afghanistan sicherer zu machen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der wichtigste Bericht zum Wiederaufbau in Afghanistan und dem Krieg gegen die Taliban hält auf Anordnung Zahlen zurück.
  • Mit der weiteren Zensur des Sigar-Berichts wird der sich verschärfende Krieg in Afghanistan noch undurchsichtiger.

Im vorherigen Quartalsbericht waren erstmals auch die Zahlen zu Opfern unter Sicherheitskräften zensiert worden. 2016 waren mehr als 8000 afghanische Soldaten und Polizisten getötet worden.

Mit der weiteren Zensur des Sigar-Berichts wird der sich verschärfende Krieg in Afghanistan noch undurchsichtiger. Weitere Informationsquellen waren in den vergangenen drei Jahren wegen der sich drastisch verschlechternden Sicherheitslage mit der Schliessung von UN-Büros und Hilfsorganisationen in den Provinzen weggefallen.