Ghani weist Berichte über Mitnahme von Millionen bei Flucht zurück
Nach der Machtübernahme der Taliban setzte sich der frühere afghanische Präsident Ghani ins Ausland ab. Dabei habe er nur wenig Geld mitgenommen, erklärt er.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Ex-Präsident Afghanistans hat bei seiner Flucht Geld mitgenommen.
- Er selbst sagt, er habe nur 800 Dollar dabei gehabt.
- Zuvor gab es Berichte, er habe Millionen eingepackt. Diese wurden aber entkräftigt.
Der vor einem Jahr von den radikalislamischen Taliban gestürzte afghanische Präsident Ashraf Ghani hat erneut Berichte dementiert, wonach er bei seiner Flucht aus Kabul Millionen US-Dollar mitgenommen habe. «Meine Frau ist mit zwei kleinen Handtaschen geflohen, wir hatten 800 Dollar bei uns», sagte Ghani der «Bild am Sonntag».
Er könne nicht sagen, ob andere Menschen in dem Hubschrauber bei der Flucht am 15. August 2021 grössere Geldsummen dabei gehabt hätten, sagte Ghani weiter. Er fügte aber hinzu: «Ich habe kein Geld in dem Helikopter gesehen.»
Ghani hatte bereits in den Wochen nach seiner Flucht Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Millionen Dollar an staatlichen Geldern mitgenommen. In Berichten war von 169 Millionen Dollar (rund 159 Millionen Franken) die Rede gewesen.
Summe laut US-Bericht unwahrscheinlich
Ein im vergangenen Juni veröffentlichter Bericht des US-Sondergeneralinspekteurs für den Wiederaufbau Afghanistans kommt zu dem Schluss, dass eine solche Summe unwahrscheinlich sei.
Zwar sei bei der Flucht Bargeld vom Präsidentenpalast in Hubschrauber verladen worden; es dürften aber nicht mehr als eine Million Dollar und vermutlich eher Richtung 500'000 Dollar gewesen sein, heisst es in dem Bericht.
Die Taliban hatten vor einem Jahr inmitten des westlichen Truppenabzugs aus Afghanistan das Land überrannt und schliesslich die Macht in Kabul zurückerobert. Ghani floh am 15. August 2021.
In dem Interview, das «Bild» mit Ghani in dessen Exil in Abu Dhabi führte, vertrat der 73-Jährige die Auffassung, dass er juristisch noch immer afghanischer Präsident sei: «Rechtlich gesehen vertrete ich immer noch die Islamische Republik Afghanistan. Die Regierung wurde am 15. August durch einen Staatsstreich gestürzt.»
«Hatte niemanden, der kämpfen wollte»
Den Vorwurf, er habe mit seiner blitzartigen Flucht vor einem Jahr die Menschen in Afghanistan im Stich gelassen, wies Ghani zurück: «Das habe ich nicht. Was wäre passiert? Die Taliban hätten mir die Pistole an den Kopf gehalten, um sich selbst zu legitimieren! Es war ein Staatsstreich!»
Dennoch wäre er in Kabul geblieben, wenn auch nur zehn Mann auf seiner Seite gewesen wären: «Aber ich hatte niemanden, der mit mir gemeinsam kämpfen wollte.» Ghani sagte, dass er bereits in den Monaten zuvor grosser Gefahr ausgesetzt gewesen und trotzdem in Kabul geblieben sei.