Grönland: Inuit-Tattoos als Zeichen für die Unabhängigkeit
In Grönland tätowieren sich junge Frauen ihr Gesicht. Damit zeigen sie ihren Wunsch nach Unabhängigkeit. Denn die Praxis ist jahrhundertealt und geriet beinahe in Vergessenheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Junge Frauen lassen sich im Gesicht traditionelle Inuit-Tattoos stechen.
- Damit zeigen sie ihre Identität und ihren Wunsch nach Unabhängigkeit.
Tattoos im Gesicht sind bei Grönlands Jugend in Mode gekommen. Mit den Tattoos wollen sie ihren Wunsch nach Unabhängigkeit verdeutlichen berichtet «SRF». Die Mehrheit der Grönländer will unabhängig werden von Dänemark.
Die Gesichts-Tätowierungen sind Teil der Inuit-Kultur, der Ureinwohner von Grönland. Als die dänischen Missionare das Christentum auf die Insel brachten, ging die Tradition verloren.
Nun wollen viele Junge diese fast vergessene Technik wieder aufnehmen. Vor allem Frauen demonstrieren mit den Tattoos ein neues Selbstbewusstsein.
Gestochen wurden die Tattoos ursprünglich mit Walsehnen und Russ. Wiederentdeckt wurde die Praxis, als 1972 eine Gruppe von mumifizierten Frauenleichen aus dem 15. Jahrhundert gefunden wurden. Alle trugen sie die tätowierten Zeichen und Symbole auf ihrer Haut, wie «Alaska Public» schreibt.
In der Inuit-Kultur waren die Tattoos Frauensache: Sie trugen sie und sie reichten sie weiter indem sie andere Frauen tätowierten. Heute lassen sich in Grönland aber auch immer mehr Männer solche Tattoos stechen.
Nächsten Dienstag wählen die Grönländerinnen und Grönländer ihr neues Parlament. Die Dänen haben nur noch in der Aussen- und der Verteidigungspolitik das Sagen, steuern aber jährlich eine halbe Milliarde Euro bei. Alle Parteien unterstützen die Unabhängigkeit Grönlands von Dänemark - jedoch nicht alle gleich schnell.
Die Tätowier-Tradition der Inuit wird auch in Workshops wiederbelebt.