Hamas: Iran droht Israel nach Tod von Terror-Chef mit Vergeltung

Laut Berichten wurde der Chef der Hamas, Ismail Hanija, im Iran durch einen israelischen Angriff getötet. Der Iran kündigt eine Gegenreaktion an.

Irans geistlicher Führer Ali Chamenei hat Vergeltungsmassnahmen gegen Israel angekündigt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Hamas-Anführer Ismail Hanija ist tot.
  • Der Leiter des politischen Büros und sein Leibwächter sind bei einem Attentat gestorben.
  • Der Iran droht mit Vergeltung.

Der oberste Führer des Irans, Ali Chamenei, kündigt eine Vergeltung für den Tod von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija in Teheran an.

«Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet», wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. «Es wird eine harte Bestrafung geben.»

Irans Neu-Präsident Massud Peseschkian kündigt auf «X» («ehemals «Twitter») an: «Der Iran wird seine territoriale Integrität verteidigen. Diejenigen, die die Schuld für den Tod Hanijas tragen, werden ihre Taten bereuen.»

Im Iran ist eine dreitägige Staatstrauer angeordnet worden. Für Donnerstag sei zudem ein Trauermarsch in der Hauptstadt Teheran geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Irna. Wo Hanija beigesetzt werden soll, war zunächst unklar.

Auch der militärische Flügel der Hamas droht mit Rache. «Dieses reine Blut wird sicherlich nicht umsonst geflossen sein», hiess es in einer Stellungnahme des militärischen Arms der Hamas, der sogenannten Kassam-Brigaden, auf Telegram.

Der Anschlag auf Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran werde grosse Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Israel werde den Preis für die Tat bezahlen «an jedem Ort, den die Hände unserer Mudschahedin erreichen», so die Drohung der Kassam-Brigaden.

Hamas-Chef bei Israel-Angriff getötet

Ismail Hanija ist nach Hamas-Angaben bei einem israelischen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. In einer Mitteilung heisst es, dass der Leiter ihres politischen Büros bei einem Attentat auf seine Residenz getötet worden sei. Von israelischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

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Jedoch bestätigen auch die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) den Tod Hanjas. Zudem kam nach Angaben der IRGC auch einer seiner Leibwächter ums Leben. Es soll sich demnach um einen Luftangriff gehandelt haben. Den Tod des Hamas-Auslandschefs vermeldet auch das iranische Staatsfernsehen.

Ursache und das Ausmass des Vorfalls werde untersucht, die Ergebnisse würden später bekannt gegeben. Dies teilte Irans Elitestreitmacht am frühen Morgen mit.

Hanija ist einer der ranghöchsten, seit Jahren von Israel gejagten Führern der Hamas. Er hielt sich wechselweise im Iran und in Katar auf.

Bestattung soll am Freitag in Katar stattfinden

Er soll am Freitag in Katar bestattet werden. Nach einer offiziellen Trauerfeier in Teheran am Donnerstag werde sein Leichnam in die katarische Hauptstadt Doha überführt, teilte die Hamas mit.

Die Trauerfeier solle am Freitagmittag mit einem Gebet beginnen. Hanijas Leichnam solle dann auf einem Friedhof in der Stadt Lusail nördlich von Doha bestattet werden. Erwartet würden dazu «arabische und islamische Anführer».

Bei islamischen Bestattungen gibt es regionale Unterschiede. Generell gilt aber, dass der oder die Verstorbene so schnell wie möglich beerdigt werden sollte, in der Regel nicht mehr als 24 Stunden nach dem Tod oder innerhalb weniger Tage.

Hamas-Chef nahm an Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten teil

Er habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen. Dies teilte die Hamas auf ihrem Telegram-Kanal mit.

Hamas-Auslandschef Ismail Hanija (links) besuchte den neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian. - keystone

An der Vereidigungszeremonie nahmen nach iranischen Angaben hochrangige Vertreter aus 86 Ländern teil. Die meisten westlichen Länder hatten Peseschkian weder zum Wahlsieg gratuliert noch standen ihre Vertreter auf der Gästeliste des Parlaments.

Tod von Hamas Chef gingen israelische Luftangriffe gegen Hisbollah voraus

Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Schukr getötet, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Die Hisbollah ist mit der Hamas im Gazastreifen verbündet, beide sind wiederum verbündet mit Israels Erzfeind Iran.

Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.

Israelischer Minister äussert Genugtuung

Während die Hamas und der Iran Israel für den Tod Hanijas verantwortlich machen, gibt es aus Israel keine offizielle Reaktion. Einige der rechtsnationalen Minister im Kabinett von Benjamin Netanjahu äusserten in sozialen Medien allerdings Genugtuung. «Hanijas Tod macht die Welt ein bisschen besser» schrieb Amichai Elijahu, Minister für das Kulturerbe, auf der Plattform X.

Diasporaminister Amichai Chikli postete ein Bild Hanijas bei einer Versammlung, auf der der «Tod Israels» gefordert worden war. «Sei vorsichtig, was du dir wünschst», schrieb er als Kommentar.

US-Aussenminister dementiert Beteiligung der Vereinigten Staaten

Die USA waren nach Angaben von Aussenminister Antony Blinken nicht am Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija beteiligt. Auch habe die US-Regierung von der Tötung nichts gewusst, sagte Blinken bei einem Besuch in Singapur dem örtlichen Sender Channel News Asia (CNA).

Blinken betonte erneut die Notwendigkeit einer Waffenruhe im Gazastreifen, um die Spannungen in Nahost abzubauen. «Wir werden so lange daran arbeiten, bis wir dahin kommen», sagte er. Eine Waffenruhe sei nicht nur von entscheidender Bedeutung, um das Leiden der Palästinenser in der Region zu beenden, sondern auch, um die Geiseln heimzuholen.