Wegen Taliban: Journalistinnen essen Zmittag getrennt von Kollegen
Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich der Arbeitsalltag für Journalistinnen verändert. Sie werden strikt von ihren Kollegen getrennt – auch am Mittag.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Arbeitsalltag von afghanischen Journalistinnen wird stark eingeschränkt.
- Sie werden strikt von ihren männlichen Kollegen getrennt.
- Dies sowohl während der Arbeitszeit als auch in der Mittagspause.
In Afghanistan regieren jetzt die Taliban. Seitdem werden in dem Land Frauen zunehmend in ihrer Freiheit eingeschränkt. Die radikal-islamistische Gruppe führte etwa eine strikte Trennung der Geschlechter ein. Viele Afghaninnen müssen sogar um ihre Jobs fürchten.
Auch in der Medienbranche greifen die Islamisten hart durch. «Wir fühlen uns wie Gefangene», erklärt Saba Chaman, die Leiterin von «Radio Begum», gegenüber der SRF-«Tagesschau». Früher hätten die Journalistinnen innerhalb der Redaktion alle Freiheiten gehabt.
Geschlechtertrennung auch in der Mittagspause
Heute sieht das anders aus: Den Mitarbeiterinnen ist es nicht mehr gestattet, zusammen mit ihren männlichen Kollegen Mittag zu machen. Sie essen alleine an einem separaten Tisch.
Auch die Zeiten des Grossraumbüros sind für die Journalistinnen vorbei: Sie wurden jetzt hinter den Vorhang verbannt, der die Geschlechter voneinander trennt.
Doch nicht nur die Zusammenarbeit mit den männlichen Kollegen hat sich seit der Übernahme des Taliban-Regimes verändert: Auch in ihrer Arbeitsweise werden die Medienschaffenden eingeschränkt.
Taliban schränken Journalismus ein
«Die Taliban haben für alle Medien eine Richtlinie herausgegeben. Wir dürfen nichts Negatives über die Taliban sagen», so Chaman. Auch über die Gräueltaten, welche die Gruppe in den vergangenen Jahren verübte, müssen die Journalisten schweigen.
Platz für investigativen Journalismus scheint es in Afghanistan nicht mehr zu geben: Die Taliban-Minister geben zwar Interviews – der erlaubte Fragenkatalog wird jedoch vorher kommuniziert. «Hier sind die Fragen, die ich stellen muss. Die Taliban haben mir die Liste geschickt», berichtet die Journalistin Azita Nazimi gegenüber der «Tagesschau». «Ich darf nicht davon abweichen.»