Fertigungsprobleme bei Intel verderben Geschäft

Trotz eines erfolgreichen Corona-Quartals brach der Aktienkurs von Intel kürzlich ein: Im Wettbewerb mit AMD gerät der Chiphersteller langsam ins Hintertreffen.

Trotz Erfolgsergebnis brach der Aktienkurs von Intel ein: Die langfristigen Perspektven sehen nicht gut aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Obwohl Intel Erfolgszahlen vermeldete, brach der Aktienkurs ein.
  • Grund dafür ist, dass sich die neue Prozessorengeneration verzögert.
  • Intel gerät im Vergleich zu Konkurrent AMD immer weiter ins Hintertreffen.

Erfolgszahlen in der Corona-Krise! Intel konnte vom weltweiten Homeoffice-Run kräftig profitieren: Vielerorts musste eilig die Server-Infrastruktur überholt werden, um den gesteigerten Zugriffs-Anforderungen der Belegschaft im Homeoffice standhalten zu können.

Für den weltweit grössten Hersteller von Mikroprozessoren hat das Geschäft gewaltig angekurbelt: Im vergangenen Quartal konnte das Unternehmen in der Rechenzentren-Sparte einen Zuwachs von sagenhaften 43 Prozent verzeichnen. Dennoch brach die Aktie seitdem um 16 Prozent ein.

Intel verliert Marktanteile, AMD holt auf

Grund für den Kurseinbruch war nicht das derzeitige Geschäft, sondern die Zukunftsperspektiven: Intel ist im Heimcomputer-Bereich seit Jahren unangefochtener Marktführer. 2016 betrug der Marktanteil bei PC-Prozessoren gemäss «Statista» 82 Prozent.

Doch im ersten Quartal 2020 betrug der Marktanteil nur noch 65 Prozent. Der einzige Konkurrent AMD konnte kräftig aufholen und seine Marktanteile binnen vier Jahren verdoppeln.

Ironisch: Der einzige Konkurrent Intels, AMD, wurde in den 70er-Jahren von Intel gefördert. - Keystone

Lange Zeit galten die PC-Prozessoren von AMD als Nischenprodukte, Intel definierte den «State of the Art». Doch mit der Vorstellung der «Ryzen»-Prozessoren begann AMD eine unvergleichbare Aufholjagd.

7-nm-Technologie verzögert sich

Die Ausgangslage ist für den Marktführer momentan schlecht: AMD hat mit grossem Abstand den leistungsstärksten PC-Prozessor auf dem Markt.

Prestigeträchtig begann AMD am 7.7.2019 mit der Fertigung der neuesten Prozessoren-Generation im 7-Nanometer-Verfahren. Damit wird in der Halbleitertechnologie die Grösse der kleinsten technischen Einheit der Prozessorarchitektur bezeichnet.

Eine Person zeigt einen Mikroprozessor: Je kleiner die Grösse der kleinsten Einheit, desto mehr Leistung kann in den Chip gepackt werden. - Keystone

Wie Intel gleichzeitig mit seinen Erfolgszahlen bekannt gab, verzögert sich die 7-nm-Architektur nun um sechs weitere Monate: Intels Top-Prozessoren verfügen immer noch über 14-Nanometer-Architektur. Damit sind Intels Prozessorkerne deutlich grösser als die von Konkurrent AMD.

AMD konnte aufgrund der geringeren Grösse in seiner neuesten Prozessorgeneration ganze 64 Kerne auf einen Prozessorsockel packen. Bei Intel beträgt der Maximalwert für PCs lediglich 16 Kerne, die Leistung ist entsprechend geringer.

Verliert Intel den Anschluss?

Das es beim Marktführer nach wie vor zu Verzögerungen kommt, sorgt bei Anlegern für Besorgnis: AMD hat bereits vor zwei Jahren Prozessoren mit kleinerer Architektur vorgestellt als die aktuellen Intel-Prozessoren besitzen. Die neuesten Smartphone-Chips basieren gar schon auf einer 5-Nanometer-Architektur.

Nach wie vor werden leistungsstarke und solide Prozessoren auf 14-Nanometer-Technologie produziert. Doch im High End zieht AMD immer weiter davon.

Die Fehlerquote in der 7-nm-Produktion sei noch zu hoch, als dass sich die Prozessoren gewinnbringend produzieren liessen. Dies berichtet «PC Games Hardware». Der Start der 7-nm-Produktion soll nun 2022 erfolgen – ein ganzes Jahr später als geplant.

Während Intel eine eigene Fertigungsanlage besitzt, produziert AMD wie auch die Smartphone-Chiphersteller Apple und Quallcomm beim Taiwanesischen Fertiger TSMC. Dort werden mittlerweile bereits 5-nm-Prozessoren gefertigt. Bis Intel einen 7-nm-Prozessor produziert, dürfte AMD bereits auf kleinere grössen setzen.