100 Delfine bei Treibjagd auf den Färöern-Inseln getötet
Auf den Färöern-Inseln sind 100 Delfine bei einer Treibjagd getötet worden. Tierschützer kritisieren die Schlachtung der in der EU geschützten Tiere scharf.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf den Färöern-Inseln wurden rund 100 Delfine getötet.
- Sie wurden an den Strand getrieben und dort geschlachtet.
- Die Delfin- und Waljagd hat grosse Tradition, steht aber in der Kritik.
Auf den Färöer-Inseln sind Medienberichten und Tierschützern zufolge rund 100 Delfine getötet worden. Die Tiere seien am Freitag im Skálafjord gesichtet und in den Morgenstunden getötet worden, berichtete der färöische Rundfunk, die Tötung sei reibungslos verlaufen.
Für die Meeresschutzorganisation OceanCare war die Treibjagd auf die Tiere eine «weitere Eskalationsstufe» auf dieser Inselgruppe. Die Grossen Tümmler seien an den Strand getrieben und brutal getötet worden.
Grosse Tümmler stehen unter strengem Schutz gemäss der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU, die auch für Dänemark gilt, aber die Färöer sind nicht Bestandteil der EU, hiess es in einem Statement von OceanCare. Typischerweise lebt diese Delfinart in engen sozialen Einheiten aus 100 bis 200 Tieren. Die Jagd hat also vermutlich eine gesamte soziale Einheit ausgelöscht, schrieb die NGO.
Delfin- und Walfang mit grosser Tradition
«Den Aufzeichnungen zufolge gab es in den letzten zehn Jahren nur eine Tötung von Grossen Tümmler auf den Färöern. Es handelt sich also um eine dramatische und tragische Wendung. Alle Delfinarten sind höchst empfindungsfähig und ihre Intelligenz ist bekannt. Daraus folgt, dass es den Mitgliedern dieser grossen Gruppe völlig bewusst war, dass sie gejagt werden und dass sich ihre Gefährten rund um sie im Todeskampf befinden», kritisierte Mark Simmonds, wissenschaftlicher Direktor bei OceanCare.
Erst vor kurzem hatte die färöische Regierung die Einführung einer Fangquote für die Jagd auf Weissseitendelfine angekündigt. Demnach dürfen 2022 und 2023 pro Jahr maximal 500 dieser Exemplare gefangen werden. Hintergrund des Schrittes ist eine aus den Fugen geratene Delfinjagd, bei der im vergangenen Spätsommer 1423 Atlantische Weissseitendelfine in den Skálafjord getrieben und getötet worden waren. Das hatte international für Kritik gesorgt.
Der Walfang («Grindadráp») ist auf den zum dänischen Königreich gehörenden, aber weitgehend autonomen Inseln im Nordatlantik eine jahrhundertealte Tradition. Hauptsächlich werden Grindwale erlegt, manchmal aber auch Delfine. Färöischen Zählungen zufolge wurden 2020 insgesamt 576 Grindwale und 35 Weissseitendelfine getötet, Grosse Tümmler deutlich weniger.