Abtreibungsverbot: Iren stimmen wohl für Lockerung

Beim Abtreibungsreferendum in Irland zeichnet sich eine grosse Mehrheit für eine Lockerung des strikten Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen ab.

Ein Plakat, das mit der Aufschrift «Ihr Körper – ihre Wahl» dafür wirbt, beim Referendum für die Abschaffung des Verfassungszusatzes zum Abtreibungsverbot zu stimmen, wurde mit einem «Nein» übermalt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Irland hat wohl eine grosse Mehrheit für eine Lockerung des Abtreibungsverbots gestimmt.
  • Gemäss einer Nachwahlbefragung stimmten vor allem junge Wähler und Frauen für die Lockerung.
  • Die eigentliche Auszählung beginnt erst am Samstag, ein endgültiges Ergebnis wird am Nachmittag erwartet.

Einer Nachwahlbefragung im Auftrag der «Irish Times» zufolge stimmten am Freitag rund 68 Prozent der Wähler für die Streichung eines Verfassungsartikels, der Schwangerschaftsabbrüche faktisch unmöglich gemacht hatte.

Grundlage für das strikte Verbot war ein Verfassungszusatz von 1983. Demnach waren ungeborene Kinder genauso in ihrem Recht auf Leben geschützt wie ihre Mütter. Dieser Artikel fällt nun weg.

Der Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos/MRBI zufolge stimmten vor allem junge Wähler und Frauen mit überwältigender Mehrheit für die Lockerung des Abtreibungsverbots. Bei den 18 bis 24-Jährigen lag die Zustimmung zu der Verfassungsänderung demnach bei knapp 90 Prozent. Die Wahlbeteiligung war Berichten zufolge mit teilweise 70 Prozent aussergewöhnlich hoch. Rund 3,2 Millionen Iren waren dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Die eigentliche Auszählung beginnt am Samstag. Mit einem endgültigen Endergebnis wird erst am Nachmittag gerechnet. Sollte das Ergebnis der Nachwahlbefragung bestätigt werden, kann das Parlament neue Regeln für Schwangerschaftsabbrüche festlegen. Geplant ist eine Legalisierung von Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche.

Im katholisch geprägten Irland galt bisher eines der strengsten Abtreibungsverbote in der Europäischen Union. Wer dagegen verstiess, konnte mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Selbst nach einer Vergewaltigung war in Irland ein Schwangerschaftsabbruch untersagt. Tausende irischer Frauen reisten jährlich nach Grossbritannien und andere Länder, um Abtreibungen vornehmen zu lassen.