Bahnstreik: Ab Donnerstag stehen viele Züge in Deutschland still

Am heutigen Donnerstagabend wird bei der Deutschen Bahn gestreikt. Der eintägige Bahnstreik ist bereits der Vierte in diesem Jahr.

Der Bahn-Streik soll heute um 22 Uhr beginnen und am Freitagabend um 22 Uhr enden. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lokführergewerkschaft GDL ruft am heutigen Donnerstagabend zum Warnstreik auf.
  • Der eintägige Streik ist bereits der Vierte in diesem Jahr.
  • Die Gewerkschaft fordert Arbeitszeitsenkungen für Schichtarbeiter.

Der Lokführer-Tarifkonflikt scheint ausweglos verfahren. Wieder durchkreuzt ein Arbeitskampf Reisepläne. Für Tausende heisst es erneut: improvisieren. Reisende und Pendler müssen sich auf den mittlerweile vierten Warnstreik bei der Bahn in diesem Jahr einstellen.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Der Bahnstreik bei der Deutschen Bahn (DB) soll im Personenverkehr am heutigen Donnerstagabend um 22.00 Uhr beginnen und an diesem Freitagabend um 22.00 Uhr enden. Beeinträchtigungen werden schon vor Beginn des Streiks erwartet, ebenso danach. Während des Ausstands gilt ein Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot.

Kostenfreie Stornierung von Reservierungen

Zum Bahnstreik aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn. Eingeschlossen sind die S-Bahn-Betriebe in Berlin und Hamburg sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev, AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer Unternehmen. Im Güterverkehr soll der Streik laut Mitteilung bereits um 18.00 Uhr am Donnerstagabend beginnen.

Der Bahnstreik am reisestarken Freitag durchkreuzt die Pläne Tausender Fahrgäste. Sie können ihre für diesen Donnerstag oder Freitag geplante Reise verschieben und ihre Fahrkarte zu einem anderen Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben, teilte die Bahn mit. Reservierungen könnten kostenfrei storniert werden.

Beim Bahnstreik der Lokomotivführern Mitte November fielen diverse Züge aus. - keystone

GDL will durch Bahnstreik den Druck erhöhen

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit der Aktion den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Sie will so unter anderem der Forderung nach einer Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter Nachdruck verleihen. «Die Arbeitgeberseite mauert allerorten und ist nicht bereit, den Beschäftigten die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit zukommen zu lassen», kritisierte die Gewerkschaft.

Zumindest in einem Punkt können die Fahrgäste aber aufatmen: Bis zum 7. Januar soll es keine weiteren Warnstreiks geben, die reisestarken Feiertage bleiben vom Arbeitskampf verschont. «Wir werden jetzt diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen, und es ist für dieses Jahr die letzte», sagte GDL-Chef Weselsky bei MDR-aktuell. «Anschliessend kommt die Urabstimmung und die Auszählung am 19. Dezember. Und es wird keine Arbeitskampfaktionen mehr geben, auch in der ersten Januarwoche nicht.»

Unmut bei Fahrgastvertretern

Der Zeitpunkt der Warnstreikankündigung am Mittwochabend stiess auf Unmut beim Fahrgastverband Pro Bahn. «Was wir kritisieren, ist die Kurzfristigkeit. Wir möchten, dass zwei Tage vorher bekannt gegeben wird, wann gestreikt wird, damit sich der Fahrgast darauf einstellen kann», sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuss.

Proteste der Streikenden sind in Frankfurt, Köln und München geplant. Für ihre Forderungen stark machen wollen sich GDL-Mitglieder ausserdem in Potsdam. Dort befindet sich der Tagungsort der laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder. Für die Bahn gelte dasselbe wie für den öffentlichen Dienst, sagte Ulrich Silberbach, der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes. «Wer qualifizierte Fachkräfte gewinnen und halten will, muss attraktive und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen anbieten.»

Bahn: GDL-Forderungen unerfüllbar

Die Deutsche Bahn kritisierte, die GDL vermiese Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Bahnstreik so kurz nach dem Wintereinbruch und vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos und egoistisch, hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kritisiert. «Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig.»

Zuletzt hatte die GDL am 15. und 16. November zum Bahnstreik aufgerufen. Im März und April hatte die grössere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) jeweils einen Tag lang zu Warnstreiks aufgerufen. In der ungewöhnlich hart geführten Tarifrunde der Lokführer läuft bereits auch eine Urabstimmung über unbefristete Streiks.