Coronavirus: Touris stürmen nach «Malle» – Locals versinken in Armut
Die Auswirkungen des Coronavirus treffen die Mallorquiner hart. Die gestiegene Arbeitslosigkeit auf der Urlaubsinsel hat auch Obdachlosigkeit zur Folge.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Touristen fiebern den Mallorca-Ferien bereits entgegen.
- Die Insel aber steckt coronabedingt in einer schweren Krise.
- Zahlreiche Menschen verloren während der Pandemie ihre Arbeit.
Die Osterferien stehen kurz bevor und die Ferienplanung läuft bei vielen dementsprechend auf Hochtouren. Da passt es vom Timing her gut, dass die Reisebestimmungen für Mallorca, dem liebsten Reiseziel der Deutschen, gelockert worden sind. Auch den «Malle»-Ferien von Schweizer Touristen steht nicht viel im Weg. Denn: Spanien steht nicht mehr auf der Quarantäneliste.
Auf die erhöhte Nachfrage nach Mallorca-Tickets reagieren auch die Fluggesellschaften: Die Swiss bietet über Ostern mehr Flüge auf die Insel an und setzt grössere Flugzeuge ein.
Coronavirus: Wirtschaft auf Mallorca eingebrochen
Die Zunahme des Tourismus könnte Mallorcas Wirtschaft nach dem Coronavirus wieder ankurbeln. Dies wäre dringend nötig, denn die Situation vieler Menschen auf der Insel ist prekär: Ein Drittel aller Mallorquiner gilt inzwischen als arm. Viele verloren durch die Krise des Coronavirus ihre Jobs und ihr Einkommen, wie «Arte» in einer Reportage aufzeigt.
Oftmals haben sie keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, obwohl ihnen die Mittel fehlen, um Essen zu kaufen. Für Betroffene ist die Hilfsorganisation «SOS Mamás» die letzte Rettung. Die Gründerin Ascensión Maestre verteilt Essen und Kleidung an Menschen, die kein Geld haben.
Einer davon ist Gabriel Moreno Valls. Er verlor seine Arbeit, konnte seine Miete nicht mehr bezahlen und wurde vom Vermieter vor die Tür gesetzt. Nun besetzt er mit seiner Frau und den drei Kindern die leer stehende Filiale einer Bank.
Obwohl es ihm wichtig ist, niemandem zu schaden, sieht er sich gezwungen, Hydranten und den Strom der Strassenbeleuchtung anzuzapfen. «Das ist schon erniedrigend», meint der Familienvater.
Die Wohnungsmieten auf Mallorca seien hoch und Sozialwohnungen nicht verfügbar. Für ihn und seine Familie gäbe es wegen des Coronavirus keine andere Möglichkeit, als ein Gebäude zu besetzen. Ansonsten müssten sie auf der Strasse leben.
«Die Mittelschicht, wie wir sie kennen, verschwindet zusehends», sagt Maestre. Viele Leute, die auf ihre Hilfe angewiesen sind, hätten sich vor der Krise zu dieser Schicht gezählt.
Arbeitslosenquote stark gestiegen
Dies trifft auch auf Nieves Massa Sastre zu. Die alleinerziehende Mutter wurde in der Krise des Coronavirus arbeitslos und erhält als Selbstständige kein Arbeitslosengeld.
Nun hält sie sich mit Spenden von «SOS Mamás» und durch das Verkaufen von Wertgegenständen über Wasser. «Was soll man machen, wenn man kein Geld hat, aber Hunger?», fragt sie. Einen Job zu finden sei derzeit ein Ding der Unmöglichkeit.
Ende 2020 lag die Arbeitslosenquote auf Mallorca bei 18,2 Prozent. Sie ist somit im Vergleich zu 9,9 Prozent im Vorjahr deutlich gestiegen.