Die UÇK erhält Einblick in interne Gerichtsdokumente
Die UÇK -Veteranen erhielten interne Gerichtsdokumente aus Den Haag zugespielt. Dies verbessert die angespannte Situation zwischen Serbien und Kosovo nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Priština tauchten interne Dokumente aus dem Kosovo-Gericht in Den Haag auf.
- Dieser Vorfall führt zu weiteren Differenzen bezüglich des Krieges von 1998 bis 2000.
- Klarheit über die Verbrechen wird es erst nach dem Friedensschluss mit Serbien geben.
Vor einigen Wochen kamen die UÇK-Veteranen in den Besitz von Zeugenaussagen des Gerichtes in Den Haag. Wie es dazu kam, dass interne Gerichtsdokumenten von Holland nach Pristina kommen konnten, muss geklärt werden. Dies berichtet die «NZZ» gestern.
Kriegsführer zur Rechenschaft ziehen
Bereits 2016 wurde das Sondergericht in Den Haag eingerichtet und mit ausländischen Richtern besetzt. Die Institution ist zwar nach kosovarischem Recht aufgebaut, doch wurde sie dem Land von westlichen Mächten aufgedrängt. Die Veröffentlichung eines Berichts des Schweizer Juristen Dick Marty, löste 2016 einen politischen Prozess aus. In seiner Veröffentlichung wies er auf die Gewalt der UÇK gegenüber ethnischen Minderheiten im Krieg von 1998 bis 2000 hin.
Die Kosovaren wiesen die Vorwürfe zurück und bekräftigten, dass der Krieg ein legitimer Befreiungskrieg war. Es sei viel wichtiger, die Strafverfolgung der serbischen Haupttäter zu untersuchen.
Tatsächlich ist die Kriegsopfer-Zahl auf der kosovarischen Seite um etwa 8000 Menschenleben höher. Doch die Behauptung, dass die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, sei nicht korrekt. Viele Personen, welche damals an der serbischen Spitze standen, wurden angeklagt und sassen lange Gefängnisstrafen ab. Dies schreibt die «NZZ» weiter.
Zeugen gegen die UÇK wurden stillgelegt
Die Verfahren gegen die Ranghohen der UÇK wurden hingegen nie abgeschlossen oder die Angeklagten wurden freigesprochen. Dies, weil die meisten der Zeugen verstummt oder verschwunden waren. Und auch die Untersuchungen der UNO-Mission und der EU blieben erfolglos. Die Aufdeckungsarbeiten wurden nie beendet, da man Angst hatte, angefeindet oder angegriffen zu werden.
Somit lässt sich niemals mit Sicherheit erklären, was vor über zwanzig Jahren wirklich geschah. Zeugen gibt es keine, Finger- oder DNA-Spuren sind längst verloren und die Kosovaren sagen nicht gerne über ihren Nachbarn aus.
Die Ordnung zwischen Kosovo und Serbien ist noch längst nicht beendet. Es sei anzunehmen, dass Kosovo erst über die Kriegs-Wahrheit spricht, wenn alle Differenzen zwischen den beiden Ländern geklärt sind.