«Estonia»-Untergang: Schwedischer Minister will Untersuchungen

Schwedens Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin spricht sich für weitere Untersuchungen zur Ursache des Untergangs der 1994 verunglückten Ostsee-Fähre «Estonia» aus.

ARCHIV - Die «Estonia» war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. - sda - Keystone/Lehtikuva/AP/Jaakko Avikainen

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch Schweden spricht sich für weitere Untersuchungen zum «Estonia»-Untergang aus.
  • Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin forderte mehr Informationen zur Katastrophe.
  • Das Schicksal des Schiffs betreffe viele Menschen sowohl in Schweden als auch in Estland.

Sie sollten mehr Informationen über die Katastrophe zutage fördern, sagte er in einem Interview mit der estnischen Tageszeitung «Postimees» (Freitag).

Das Schicksal des Schiffs betreffe viele Menschen sowohl in Schweden als auch in Estland. «nAntworten auf alle Fragen, was in dieser Nacht vor fast 30 Jahren passiert ist, werden nie gefunden werden. Die schwedische Regierung ist aber der Meinung, dass die Untersuchung durchgeführt werden sollte, wenn sie zusätzliche Informationen liefern kann», sagte Bohlin. Die Arbeit der estnischen, schwedischen und finnischen Ermittler sei sehr wichtig.

Unglücks-Fähre soll gehoben werden

Die Havariekommissionen der drei Länder hatten diese Woche beschlossen, die Bugrampe des Schiffs vom Meeresboden zu bergen und das Autodeck zu filmen. Die Rampe, die nicht mehr am Rumpf befestigt sei, soll zu Forschungszwecken nach Estland gebracht werden. Für die Arbeiten stellt die schwedische Regierung 25 Millionen Kronen (etwa 2,2 Millionen Euro) bereit. Wann das alles genau passiert, soll im Laufe des Frühjahrs bestimmt werden.

Die «Estonia» sank im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste. 852 Menschen starben, 137 überlebten. Es handelte sich um die grösste Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Das Wrack und darin verbliebene Leichen wurden – trotz anderslautender Versprechungen der schwedischen Regierung – nie geborgen. Die Fähre wurde stattdessen per Gesetz zur Grabstätte für die verbliebenen Opfer erklärt.

Nach dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 war das abgerissene Bugvisier der «Estonia» die Ursache für den Untergang. Daran wurden aber immer wieder Zweifel geäussert.

Das Visier war 1994 als einziges Schiffsteil geborgen und nach Schweden gebracht worden. Über die Bugrampe kamen Fahrzeuge auf die Fähre. Das sich nach oben öffnende Visier schloss das Schiff ab.