EU liefert Affenpocken-Impfstoff aus
Die Auslieferung des Impfstoffs Imvanex an EU-Mitgliedstaaten hat begonnen. Länder mit starken Ausbrüchen werden zuerst beliefert - im Juli und August folgen weitere EU-Länder.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Europäische Union hat mit der Auslieferung der ersten Impfstoff-Dosen gegen Affenpocken begonnen.
«Ab heute treffen die ersten Impfstofflieferungen als Reaktion auf den Ausbruch der Affenpocken in den am stärksten betroffenen Ländern ein», erklärte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Zunächst sollen 5300 Dosen in Spanien ankommen, danach werden nach Angaben der EU-Kommission Portugal, Deutschland und Belgien beliefert. Im Juli und August sollen weitere Mitgliedsländer Impfdosen erhalten.
Die EU hatte Mitte des Monats rund 110.000 Impfdosen der dritten Generation beim Unternehmen Bavarian Nordic eingekauft. Der Impfstoff soll den 27 EU-Staaten sowie Norwegen und Island zur Verfügung stehen. Die Verteilung der Dosen erfolgt nach Bevölkerungsgrösse und der Anzahl der Affenpockenfälle.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt in Deutschland eine Impfung gegen Affenpocken für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten.
Zulassung gilt bisher nur für Pocken
Das Präparat Imvanex wird in der EU bereits gegen Affenpocken verwendet, ist aber bislang nur gegen Pocken zugelassen. Der Impfstoff gilt aber auch als vielversprechender Schutz gegen Affenpocken, da sich beiden Virenarten sehr ähnlich seien, wie die EU-Arzneimittelbehörde EMA mitteilte. Die EMA-Experten verweisen auf Ergebnisse von Laborstudien, nach denen der Impfstoff die Produktion von Antikörpern ankurbelt, die vor der Krankheit schützen können. Die EMA prüft Daten zur Erweiterung der Zulassung des Pockenimpfstoffes auch als Schutz gegen Affenpocken.
In der EU ist Imvanex zur Zeit nur begrenzt vorrätig. In den USA ist das Präparat unter dem Namen Jynneos zugelassen - auch als Schutz vor Affenpocken. Die EMA empfiehlt, vorerst das Präparat aus den USA zu importieren angesichts der zunehmenden Infektionszahlen in der EU. Die Nebenwirkungen seien milde: Schmerzen an der Einstichstelle, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit. Wie lange die Prüfung der Daten dauern wird, ist unklar.
Seit Mai häufen sich die Infektionen
In vergangenen Jahren sind Affenpocken immer wieder in einigen afrikanischen Ländern aufgetreten. Seit Mai häufen sich Infektionen in anderen, vor allem europäischen Ländern, die nicht mit Afrika-Reisen in Zusammenhang stehen. Nach Angaben der Kommission wurden seit dem Zeitpunkt rund 2700 Affenpockenfälle in 23 EU-Staaten gemeldet.