Italien verhängt wegen Hochwassers Notstand in Venedig

In Venedig wurde wegen des Hochwassers von der italienischen Regierung der Notstand ausgerufen. Zwischenzeitig standen 80 Prozent der Stadt unter Wasser.

Schwerstes Hochwasser in Venedig seit mehr als 50 Jahren - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die italienische Regierung rief den Notstand in Venedig wegen dem Hochwasser aus.
  • 20 Millionen Euro sollen «für die dringendsten Massnahmen» bereitgestellt werden.

Die italienische Regierung hat nach dem dramatischen Hochwasser in Venedig den Notstand in der Lagunenstadt verhängt. Das Kabinett habe den Notstand gebilligt, teilte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Donnerstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. 20 Millionen Euro sollten «für die dringendsten Massnahmen» bereitgestellt werden, fügte Conte hinzu.

Das als «Acqua Alta» bekannte Hochwasser in Venedig war in der Nacht zum Mittwoch auf einen Pegel von 1,87 Meter gestiegen. Der Markusplatz und die Krypta des Markusdoms standen unter Wasser.

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl im Hochwasser auf dem Markusplatz. - dpa

Nur einmal seit Beginn der Aufzeichnungen hatte das Wasser noch höher gestanden: 1966 lag der Pegel bei 1,94 Meter. Das von Regen, Wind und den Gezeiten verursachte Hochwasser stieg am Donnerstag nicht noch weiter an, am Freitag sollte es dann bei 1,45 Meter liegen.

Nach Angaben des Präsidenten der Region Venetien, Luca Zaia, standen zwischenzeitig 80 Prozent der Stadt unter Wasser. Bürgermeister Luigi Brugnaro bezifferte die Schäden auf mehrere hundert Millionen Euro.

Hochwasserschutzprojekt sollte seit 2014 fertiggestellt sein

Ein Milliarden-Projekt mit dem Namen «Mose» – kurz für «Modulo Sperimentale Elettromeccanico» – sollte eigentlich schon 2014 in Betrieb gehen. Dabei sollen riesige Barrieren an drei Eingängen zur Lagune hochgefahren werden und die Stadt schützen, sobald der Meeresspiegel eine kritische Marke überschreitet.

Vor mehr als 15 Jahren begannen die Arbeiten, die schon knapp sechs Milliarden Euro kosten. Ein Korruptionsskandal verzögerte das umstrittene Mammutwerk. Auch gibt es seit jeher Kritik, dass ein Eingriff in das sensible Ökosystem der Lagune mehr schade als nutze.

Politiker versichern Fertigstellung

Nach den Bildern der Zerstörung beeilten sich Politiker zu versichern, dass das Projekt nächstes Jahr fertig werde. «In den letzten Jahren gab es viele Skandale. Es gab schwere Verzögerungen», gestand Infrastrukturministerin Paola De Micheli in einem Radiointerview ein. Jetzt seien aber bereits 93 Prozent fertiggestellt.

Silvio Berlusconi (Mitte), ehemaliger Ministerpräsident von Italien und Forza Italia-Parteichef, geht in Gummistiefeln mit Luigi Brugnaro (2. Reihe,M), Bürgermeister von Venedig, und Renato Brunetta (3.v.r), Leiter der Abgeordnetengruppe von Forza Italia, bei Hochwasser über den Markusplatz. - dpa

Wissenschaftler führen die zunehmenden Fluten in Venedig auf den Klimawandel zurück, der den Meeresspiegel steigen lässt. «Das Hochwasser in Venedig bringt das Problem der absoluten Trägheit an die Oberfläche, mit der man in Italien das Phänomen des Meeresspiegelanstiegs angeht», erklärte Luigi Merlo vom Handelsverband Confcommercio.

Viele Kritiker halten auch die großen Kreuzfahrtschiffe für eine Gefahr. Weil für sie immer tiefere Fahrrinnen ausgehoben würden, entwickelten sich Teile der Lagune zu einem offenen Meeresarm.