Merkel fordert mehr Anstrengungen im Kampf gegen Hunger
Nachdem das UN-Welternährungsprogramm den Friedensnobelpreis kassiert hat, spricht sich nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Thema Welthunger aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit leiden mehr als 820 Millionen Menschen an Hunger.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel will den Kampf gegen den Welthunger nun voran treiben.
- Zuvor gewann das UN-Welternährungsprogramm den Friedensnobelpreis.
Das UN-Welternährungsprogramm erhält den Friedensnobelpreis in diesem Jahr. Das wirft ein Schlaglicht auf die stille Katastrophe des Hungers in der Welt. Die Bundeskanzlerin appelliert an die Weltgemeinschaft, der Bundespräsident an die Bürger hierzulande.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Staatengemeinschaft zu einem entschiedeneren Kampf gegen den Hunger in der Welt aufgefordert. Das erklärte Ziel sei es, den Hunger bis 2030 zu besiegen. Das Welternährungsprogramm leiste einen grossen Einsatz, sagte sie am Samstag in ihrem Podcast.
Trotzdem müssten derzeit mehr als 820 Millionen Menschen – «eine unfassbare grosse Zahl» – Hunger leiden. «Das kann uns nicht ruhen lassen und zeigt, dass die Anstrengungen der Weltgemeinschaft weiter ausgebaut werden müssen.»
Merkel sagte, schon wegen der Folgen des Klimawandels brauche man einen Übergang des Welternährungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit. «Das gelingt nur durch internationale Massnahmen und weltweite Solidarität.»
Hunger gefährlicher als Corona
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Menschen in Deutschland dazu auf, die Welthungerhilfe zu unterstützen. Damit könnten sie vielen Menschen in der Welt Hoffnung geben, «Hoffnung, gut durch die Corona-Zeit zu kommen; Hoffnung, auf ein besseres Leben nach Corona». Steinmeier wies darauf hin, dass momentan im globalen Süden oftmals Felder nicht bestellt und die Ernte nicht eingefahren werden könnten.
«Millionen verlieren ihre Arbeit und können ihre Familien nicht mehr ernähren. Viele Menschen in den Armenvierteln sagen: «Wir werden eher an Hunger als an Corona sterben»», sagte der Bundespräsident anlässlich der Woche der Welthungerhilfe.
Weltweite Anstrengungen gegen den Hunger
Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, sagte, die Corona-Pandemie sei ein «Brandbeschleuniger» für den Hunger in der Welt. «Corona treibt noch einmal deutlich mehr Menschen in den Hunger.» Die UN-Landwirtschaftsorganisation habe berechnet, dass durch die Pandemie 83 bis 132 Millionen Menschen zusätzlich Hunger leiden müssten.
Merkel betonte in ihrer Videobotschaft, einiges sei schon auf den Weg gebracht worden. So hätten die grossen Industrienationen (G7) 22 Milliarden Dollar an Unterstützung zugesagt. Und im Kreis der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) hätten die Agrarminister wichtige Massnahmen beschlossen. So sollen die Produktion und Produktivität der Landwirtschaft gesteigert werden.
Friedensnobelpreis hilft
Am Freitag hatte das norwegische Nobelkomitee bekannt gegeben, dass der diesjährige Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) geht. Thieme begrüsste dies, weil dadurch ein Schlaglicht auf ein Problem geworfen werde, das sich im Stillen vor sich hin entwickele.
«Frieden braucht satte Menschen und Menschen, die nicht in Armut leben», sagte die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe. «Und auch der Hunger braucht Frieden.» Denn viele Menschen würden gerade dadurch zu Hungernden, dass sie in Konfliktgebieten leben.