Hochwasser

Oder-Hochwasser: Ratzdorf (D) erwartet höchste Alarmstufe

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Deutschland,

In Ratzdorf (D) wird der Pegelstand der Oder bis morgen voraussichtlich steigen, weshalb eine Hochwasserschutzwand das Wasser zurückhalten soll.

Hochwasserschutzwand
Ratzdorf erwartet höchste Alarmstufe am Dienstag - Patrick Pleul/dpa

Die Hochwasserlage an der Oder in Brandenburg und in der polnischen Nachbarregion spitzt sich zu: In Ratzdorf (Oder-Spree) wird am Dienstag um 15 Uhr die höchste Alarmstufe 4 erwartet, wie es im Lagebericht des Landkreises Märkisch-Oderland heisst. Mit dem höchsten Pegelstand werde voraussichtlich am Mittwoch gerechnet, teilte eine Sprecherin der Kreisverwaltung Oder-Spree mit. Das Hochwasser sorgt für Verkehrseinschränkungen. Ausserdem wird vor Hochwassertourismus gewarnt.

Am Morgen betrug der Wasserstand der Oder in Ratzdorf 4,85 Meter. Prognosen sagen über 6 Meter in den nächsten 48 Stunden vorher. Die Wassermassen bleiben voraussichtlich einige Tage: Mit einem Unterschreiten der Alarmstufe 4 rechnen die Behörden erst am Freitag um 9 Uhr. Ratzdorf liegt am Zusammenfluss von Oder und Neisse etwa 40 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder).

Schutzwand soll Wasser zurückhalten

Am Morgen begann dort der Aufbau einer rund 152 Meter langen und ein Meter hohen Hochwasser-Schutzwand. Die Arbeiten sollten bis zum späten Montagnachmittag beendet sein, wie Fabian Kahl vom Landesamt für Umwelt erläuterte.

Für den Abschnitt des Pegels Frankfurt (Oder) wird das Erreichen der Alarmstufe 3 für Dienstag 17 Uhr erwartet. Bei Alarmstufe 3 können einzelne Grundstücke, Strassen und Keller überflutet werden. Deichläufer sind dann im Dauereinsatz, um die kilometerlangen Schutzanlagen zu kontrollieren und Schäden zu melden. Bei der höchsten Stufe 4 geht es um die Katastrophenabwehr, dazu gehört auch die Vorbereitung von Evakuierungen. Es können grössere Flächen überflutet werden – auch in bebauten Gebieten.

Ratzdorf seit Hochwasser von 1997 bekannt

1997 drohte Ratzdorf bei einem Oder-Hochwasser unterzugehen. Das Pegelhäuschen auf einem Sockel am Oderufer, das plötzlich mitten in den Fluten stand, ist seitdem deutschlandweit bekannt. Im Juli 1997 war dort ein Stand von fast 6,90 Metern gemessen worden.

In Polen hat die Scheitelwelle des Hochwassers an der Oder die Kleinstadt Nowa Sol rund 90 Kilometer östlich der Grenze zu Deutschland erreicht. Der Wasserstand dort betrage gegenwärtig 6,45 Meter, wie das Meteorologische Institut mitteilte. Bei Nowa Sol gilt ab 4,5 Meter Alarmzustand. Die Situation sei aber unter Kontrolle, schrieb Bürgermeisterin Beata Kulczycka in sozialen Medien.

Verkehrseinschränkungen und Flugverbot

Die Menschen im betroffenen Gebiet müssen sich auf Verkehrseinschränkungen einstellen. In der Grenzregion Frankfurt (Oder) und dem benachbarten Slubice in Polen dürften Beschränkungen etwa auch an der Stadtbrücke zu spüren sein. Slubice schränkte ab Sonntagmorgen die Zufahrten für ortsfremde Menschen ein.

Die polnische Feuerwehr erinnerte die Bürger daran, dass in der Nähe der Oder ein Flugverbot verhängt worden sei. «Alle Flüge im Umkreis von 20 Kilometern vom Flussbett müssen eingestellt werden», sagte ein Sprecher der Feuerwehr in der Woiwodschaft Lebus der Nachrichtenagentur PAP. Dies gelte auch für Gleitschirme, Segelflugzeuge und Lenkdrachen.

«Die Rettungsdienste überfliegen den Fluss, um die Hochwassersituation zu kontrollieren. Ein möglicher Zusammenstoss in der Luft wäre eine Gefahr für die Retter und die Menschen, die an den Deichen arbeiten.» Ein Sprecher der Gebietsverwaltung appellierte an die Bürger, auf Hochwassertourismus zu verzichten und die Deiche nicht zu betreten.

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Durch starke Regenfälle verursachte Überschwemmungen vernichten Existenzen und kosten Milliarden Euro. Extreme Wetterlagen nehmen in Deutschland und anderswo zu. Eine wesentliche Ursache dafür sind steigende Temperaturen infolge des Klimawandels. Wissenschaftler warnen schon länger: Extreme Regenfälle und Hochwasser wird es wegen des Klimawandels zukünftig öfter geben. An mehreren Orten in Süddeutschland fiel so viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. In einigen Regionen gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie so viel Niederschlag wie in dem Winter. Wissenschaftler haben festgestellt, dass seit den 1950er-Jahren schwere Niederschläge in den meisten Teilen der Welt häufiger und heftiger geworden sind. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit nimmt sie auf. Bei einer Erwärmung von einem Grad sind es rund 7% mehr Wasser. Das regnet dann wieder ab. Hinzu kommt, dass auch die Meere wärmer werden. Dadurch verdunstet mehr Wasser, mehr Wasserdampf steigt in die Atmosphäre auf. Je mehr sich die Ozeane aufgrund des Klimawandels aufheizen, desto mehr Niederschlag wird es in Zukunft geben. Auch Überschwemmungen an Küstengebieten, vor allem Sturmfluten, werden zunehmen. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 steigt die durchschnittliche Temperatur in Deutschland stetig an. 2023 war das bislang wärmste Jahr: Die Durchschnittstemperatur lag bei 10,6 Grad. Damit war das Jahr 2023 um 2,4 Grad wärmer als das Temperaturmittel von 1961 bis 1990.

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