Offensive in Syrien: Türkei von allen Seiten unter Beschuss
Die Invasion im Nachbarland Syrien bringt die Türkei in Bedrängnis. International wird immer heftigere Kritik laut.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Syrien-Invasion fordert auch in der Türkei Todesopfer.
- Das Land wird auch politisch immer heftiger angegriffen.
- Präsident Erdogan zeigt sich von der Kritik unbeeindruckt.
Nach Beschuss aus Nordsyrien sind im südosttürkischen Nusaybin acht Menschen getötet worden. 35 weitere seien verletzt worden, teilte das Gouverneursamt der Provinz Mardin am Freitag mit.
Die Raketen und Mörsergranaten seien von der Kurdenmiliz YPG abgeschossen worden, hiess es in der Erklärung. Die Verletzten würden in Krankenhäusern in Mardin und Nusaybin behandelt.
International in der Kritik
Auch in der internationalen Politik wird die Türkei scharf beschossen. Mehrere Länder stoppten ihre Waffenlieferungen in das Land.
In der EU wird über mögliche Sanktionen diskutiert. Schweden sprach sich am Freitag offen für ein EU-weites Waffenembargo gegen das Land aus. Im nächsten Schritt wolle man bei einer Verschlechterung der Lage auch «Wirtschaftssanktionen oder Sanktionen gegen Einzelpersonen» vorschlagen. Dies sagte Aussenministerin Ann Linde.
Das Thema Sanktionen liege auf dem Tisch, erklärte die französische Europastaatssekretärin Amélie de Montchalin in Paris. Es werde in der kommenden Woche beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel debattiert werden.
«Harte Sanktionen» aus den USA
Auch die USA bereiten harte Sanktionen gegen die Türkei vor. Finanzminister Steven Mnuchin sagte am Freitag im Weissen Haus allerdings, diese Sanktionen würden noch nicht in Kraft treten.
US-Präsident Donald Trump werde eine Verfügung unterzeichnen, die den Finanzminister ermächtige, Sanktionen gegen «jede Person mit Verbindungen zur türkischen Regierung» zu verhängen.
»Das sind sehr harte Sanktionen. Ich hoffe, dass wir sie nicht einsetzen müssen», sagte Mnuchin. Er fügte hinzu: »Wenn wir müssen, können wir die türkische Wirtschaft stilllegen.»
Auch Kritik im eigenen Land
Auch im eigenen Land wird nicht mit Kritik gespart. Die Behörden haben wegen kritischer Internet-Beiträge gegen die Offensive 121 Menschen festgenommen.
Ausserdem habe man rund 500 Konten auf sozialen Medien überprüft, die den Einsatz als «Besatzung» bezeichnet und ihn «beleidigt» hätten. Dies sagte Innenminister Süleyman Soylu am Freitag während einer Veranstaltung mit Angehörigen des Militärs in Ankara. «Diejenigen, die das Krieg nennen, begehen Verrat. Krieg führt man gegen einen Staat.» Weitere Ermittlungen seien im Gang.
Erdogan will Militäroffensive in trotz «Drohungen» fortführen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will die Militäroffensive seines Landes gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien trotz «Drohungen» fortführen.
Die Türkei erhalte zurzeit «von Rechts und Links Drohungen», sagte Erdogan am Freitagabend in Istanbul. «Aber wir werden nicht stoppen. Wir werden keinen Schritt mehr zurückgehen.»
Man werde die «Terroristen» bis 32 Kilometer südlich der Grenze zurückdrängen. Damit bezog sich Erdogan auf die Einrichtung einer sogenannten Sicherheitszone. Als «Terroristen» bezeichnet er die Kurdenmiliz YPG. «Sie werden dieses Gebiet verlassen», sagte er.