Ryanair steht vor dem ersten harten Streiksommer

Seitdem Piloten und Flugbegleiter europaweit gegen die Arbeitsbedingungen bei Ryanair aufbegehren, kommt der Billigflieger nicht mehr zur Ruhe.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Billig-Fluggesellschaft Ryanair kommt nicht zur Ruhe.
  • Für kommende Woche wurden 300 Flüge wegen Streiks gestrichen.
  • 50'000 Passagiere sind europaweit davon betroffen.

Täglich beklagt sich Ryanair via Twitter über ausgefallene und verspätete Flüge. Die europäische Kommission müsse endlich etwas unternehmen gegen den Lotsenmangel und die Streiks in den nationalen Flugsicherungen, lautet die Dauerkritik der Iren. Doch deren Kunden müssen in diesem Sommer auch noch diverse Streiks des fliegenden Personals fürchten, das die Hauptreisezeit nutzt, um seine Ziele durchzusetzen.

Mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen

Eine Ryanair-Maschine hebt ab. - Keystone

Ryanair steckt in einem tiefgreifenden Wandel, seit sich Piloten und Flugbegleiter zunehmend in Gewerkschaften organisieren und europaweit vernetzen. Sie setzen sich für höhere Löhne, gegen Leiharbeit und für bessere Arbeitsbedingungen ein. Die einstmals strikt anti-gewerkschaftliche Airline hat sich schon im vergangenen Jahr zu einem Kurswechsel entschlossen und erste Verhandlungen mit den Arbeitnehmern aufgenommen.

Jährliche Mehrkosten von bis zu 100 Millionen Pfund haben die Iren für das laufende Geschäftsjahr schon eingerechnet. Für den etwas sanfteren Kurs steht der von Malaysia Airlines geholte Organisationschef Peter Bellew, der manchen bereits als Nachfolger des Hardliners und Ryanair-Chefs Michael O'Leary gilt.

Verhandlungen bringen keinen Erfolg

Zu einem Erfolg haben die seit Wochen auf nationaler Ebene geführten Verhandlungen bislang allerdings nicht geführt. Im Detail zeigen sich die Ryanair-Manager extrem hartleibig, berichtet beispielsweise Markus Wahl von der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Kleinteilig wird beispielsweise über Freistellungen für die Mitglieder der Verhandlungskommission gestritten, bereits vereinbarte Termine verstreichen ungenutzt. Bellew und Personalchef Eddie Wilson berichten hingegen frohgemut von konstruktiven Gesprächen.

50'000 Passagiere in zwei Tagen betroffen

In der kommenden Woche wollen sie das auch noch einmal am Dienstag tun, bevor die Flugbegleiter in Italien, Spanien, Portugal und Belgien am Mittwoch und Donnerstag folgen. An beiden Tagen hat Ryanair jeweils 300 von mehr 2400 geplanten Flügen abgesagt. Betroffen sind je rund 50'000 Passagiere.