Taliban lösen Frauenproteste in westafghanischer Stadt Herat auf
In der Stadt Herat im Westen Afghanistans haben die Taliban am Sonntag eine Kundgebung von rund hundert Frauen aufgelöst.
Das Wichtigste in Kürze
- Studentinnen demonstrieren nach tödlichem Anschlag in Kabul.
«Bildung ist unser Recht, Völkermord ist ein Verbrechen», skandierten die Demonstrantinnen, vorwiegend Studentinnen, als sie von der Universität Herat zum Büro des Provinzgouverneurs zogen. Sie wurden jedoch von Taliban-Kämpfern auseinander getrieben, die nach Angaben der Teilnehmerinnen auf die Frauen einschlugen und Schüsse in die Luft abfeuerten.
Viele der Protestierenden gehörten der schiitischen Bevölkerungsgruppe der Hasara an. Anlass des Protests war ein Selbstmordanschlag in der Frauenabteilung eines Bildungszentrums in Kabul am Freitag, bei dem mindestens 35 Menschen, vorwiegend Frauen, getötet und weitere 82 verletzt worden waren. Der Angriff ereignete sich in einem Viertel, in dem überwiegend Hasara leben.
«Wir waren nicht bewaffnet, wir riefen nur Slogans», sagte die Demonstrantin Wahida Saghri der Nachrichtenagentur AFP. Die meisten Teilnehmerinnen trugen schwarze Ganzkörperschleier. Eine andere Gruppe von Studentinnen wurde daran gehindert, auf der Strasse zu protestieren und veranstaltete eine Kundgebung auf dem Campus der Universität von Herat, wo sie von den Taliban bedrängt wurden, wie AFP-Videomaterial zeigt.
Die Hasara machen rund zehn bis 20 Prozent der 38 Millionen Afghanen aus. Sie sind seit Jahrzehnten der Verfolgung ausgesetzt. Den radikalislamischen Taliban wurden schon Übergriffe auf die Bevölkerungsgruppe vorgeworfen, als sie zwischen 1996 bis 2001 erstmals an der Macht waren. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 wurden erneut ähnliche Vorwürfe laut.
Seit die Taliban in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt sind, werden Frauenproteste regelmässig unterdrückt. Aktivistinnen versuchen dennoch immer wieder vereinzelt, Proteste gegen die Einschränkungen ihrer Rechte zu organisieren.