Telegram-Gründer droht Verurteilung – auch Musk muss zittern

Gegen Telegram-Gründer Pawel Durow läuft ein Ermittlungsverfahren. Wird er verurteilt, könnte es als Nächstes anderen Tech-CEOs an den Kragen gehen.

Pawel Durow ist der Chef von Telegram. - instagram

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen Telegram-Gründer Pawel Durow läuft ein Ermittlungsverfahren in Frankreich.
  • Laut dem Digital-Experten Jean-Claude Frick ist eine Verurteilung sehr wahrscheinlich.
  • Das Verfahren könne auch andere Tech-Mogule aufschrecken – wie etwa Elon Musk.

Am Samstagabend landete Pawel Durow beim Flughafen Le Bourget in der Nähe von Paris. Unmittelbar nachdem der Gründer des beliebten Messengerdienstes Telegram auf französischen Boden getreten war, wurde er festgenommen. Denn gegen den 39-Jährigen läuft ein Ermittlungsverfahren.

Die Pariser Staatsanwaltschaft wirft Durow vor, dass er auf seinem Messengerdienst nicht ausreichend gegen Internet- und Finanzkriminalität vorgegangen sei. Konkret bedeutet das: Er habe sich des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht.

Doch nach nur einer Nacht war der französisch-russische Doppelbürger wieder auf freiem Fuss. Jedoch unter strengen Auflagen: Durow darf Frankreich nicht verlassen und muss sich zweimal pro Woche bei der Polizei melden. Dazu kommt eine Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro.

Die Ermittlungen laufen weiter. Falls ausreichend Beweise gegen den Telegram-Gründer gesammelt werden können, wird ein Strafprozess eröffnet.

Dies ist laut Digital-Experte Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis sehr wahrscheinlich.

Chancen für Verurteilung «ganz gut»

Gegenüber Nau.ch ordnet Frick ein: «Im Grundsatz dreht sich die Anklage um die Frage, wie stark Plattformbetreiber für illegale Inhalte auf ihren Diensten zur Verantwortung gezogen werden können.» Langsam setze sich die Ansicht durch, dass Plattformen viel mehr tun müssten gegen diese Art von Inhalten.

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Und: «Telegram tut wenig bis gar nichts dagegen», so Frick. Der Messengerdienst ist auch sehr beliebt bei Verschwörungstheoretikern.

Dementsprechend würden die Chancen für eine Verurteilung von Telegram-Chef Durow «ganz gut» stehen. Damit droht ihm eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren und eine Geldstrafe von 500'000 Euro.

Doch nicht nur Durow muss vor einem Schuldspruch zittern. «Es wäre ein starkes Signal an andere Plattformen, sich nicht aus der Verantwortung stehlen zu können», so der Digital-Experte.

Elon Musk lässt auf seiner Plattform X (ehemals Twitter) rassistische und illegale Inhalte zu. - keystone

Besonders für Elon Musk wäre dies ein Schuss vor den Bug. Denn: «Musk hat auf seiner Plattform X (ehemals Twitter) die Moderation der Inhalte stark abgebaut.» Dadurch lasse er immer mehr rassistische und illegale Inhalte auf sein Netzwerk.

Dazu komme, dass in der EU schon länger strenger gegen die grossen Plattformen vorgegangen werde. «Auch Frankreich hat wiederholt gezeigt, dass man bereit ist, seine Gesetze auch im Netz durchsetzen zu wollen», so der Digital-Experte.