Trotz Pannen: Grossbritannien senkt Warnstufe in Corona-Pandemie

Trotz Pannen bei der Einführung eines Systems zur Nachverfolgung von Infektionsketten hat Grossbritannien die Warnstufe in der Corona-Pandemie gesenkt.

Ein Mann und eine Frau passieren ein Schaufenster, in dem ein Plakat mit der Aufschrift «hello! good to see you again...» («Hallo! Gut, sie wieder zu sehen...») hängt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Grossbritannien hat die Warnstufe in der Corona-Pandemie von vier auf drei gesenkt.
  • Dieser Schritt erfolgt trotz Pannen bei der Einführung eines Contact-Tracing-Systems.

Die britische Regierung hat die Warnstufe in der Corona-Pandemie von vier auf drei gesenkt. Der Schritt erfolgte trotz Pannen bei der Einführung eines Systems zur Nachverfolgung von Infektionsketten. Das teilte das Gesundheitsministerium in London am Freitag mit.

Damit scheint der Weg frei für weitere Lockerungen der Kontaktbeschränkungen in dem Land. Bereits seit dieser Woche sind Geschäfte in England wieder geöffnet. Es muss jedoch ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden.

Welche Massnahmen konkret durch die neue Bewertung aufgehoben werden könnten, war zunächst unklar. Wirtschaftsvertreter und auch viele Abgeordnete aus der konservativen Regierungspartei fordern, dass der Mindestabstand reduziert wird.

WHO warnte vor Aufhebung der Corona-Massnahmen

Noch vor wenigen Tagen hatte ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation WHO vor einer zu schnellen Aufhebung der Massnahmen in Grossbritannien gewarnt. Dies hatte der «Guardian» berichtet. Zuvor müsse sich das System zur Nachverfolgung von Infektionsketten als robust erweisen.

Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, sitzt während einer Unterrichtsstunde in der Bovingdon-Grundschule mit Schülern im Freien. - dpa

Premierminister Boris Johnson hatte angekündigt, bis Anfang Juni ein «Weltklasse-System» einzuführen. Inzwischen musste die Regierung aber eingestehen, dass dieses Versprechen nicht eingehalten werden konnte. Eine Warn-App, die seit Wochen auf der Isle of Wight getestet wurde, wurde am Donnerstag zugunsten einer Alternative verworfen. Es könnte nach Regierungsangaben bis zum Winter dauern, bis sie einsatzbereit ist.

Das Gesundheitsministerium meldete am Donnerstag mehr als 1200 Neuinfektionen und 135 Todesfälle. Insgesamt hat es in keinem anderen europäischen Land so viele Tote durch die Pandemie gegeben wie im Vereinigten Königreich. Dort starben mehr als 42'000 Menschen, nachdem sie positiv auf das Virus getestet wurden. Die Zahl der Gestorbenen, bei denen Covid-19 als Todesursache festgestellt wurde, liegt bei mehr als 53'000.