Ukraine: So könnte die Ukraine Ziele in Russland angreifen

Die Ukraine versucht, mit eigenen Raketen die Begrenzungen westlicher Waffensysteme zu umgehen. Berichten zufolge wurde kürzlich ein neues Modell getestet.

Die Ukraine hatte im August eine neue Langstrecken-Drohne getestet - die Palianytsia steht laut Wolodymyr Selenskyj nun im Einsatz. - Ukrainisches Verteidigungsministerium

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine soll eine neue ballistische Rakete aus eigener Produktion getestet haben.
  • Die Reichweite des geheimen Projekts könnte deutlich über 300 Kilometer liegen.
  • Eine eigene Produktion könnte die Ukraine für Angriffe auf russisches Gebiet nutzen.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben eine neue ballistische Rakete getestet, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj mitteilte. Da es sich um ein geheimes Projekt handelt, wurden nur wenige Informationen veröffentlicht. Eine offizielle Bezeichnung oder die genaue Reichweite sind etwa bisher nicht bekannt. Doch es wird vermutet, dass diese deutlich über 300 Kilometer liegt.

Die Rakete könnte einen wichtigen Schritt hin zu mehr Eigenständigkeit der Ukraine bei der Bestimmung von Raketenreichweiten darstellen. Bisher ist es dem Land nämlich untersagt, westliche Raketen für Angriffe auf russisches Gebiet zu nutzen. Die ukrainische Regierung setzt sich zwar intensiv dafür ein, diese Beschränkungen aufzuheben. Bisher aber ohne Erfolg.

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Präsident Selenskyj hatte zudem bekannt gegeben, dass eine neue Langstrecken-Drohne in den Einsatz gegangen sei. «Unsere Streitkräfte nutzen jetzt eine völlig neue Klasse ukrainischer Waffen – die Palianytsia-Langstreckenraketen-Drohne», sagte Selenskyj. Diese Waffe soll in der Lage sein, ähnlich wie ein Marschflugkörper, weite Distanzen zu überwinden. Darüber hinaus seien auch andere Langstreckendrohnen, einschliesslich Seedrohnen, einsatzbereit.

Ukraine will mehr Drohnen und Raketen bauen

Mit einer eigenen Rakete könnte Kiew eigenständig entscheiden, wo Angriffe stattfinden sollen. Wo der Weg hinführen wird, ist für das Land deshalb klar. So kündigte etwa auch Verteidigungsminister Rustem Umerov am 1. Oktober beim zweiten internationalen Forum der ukrainischen Verteidigungsindustrie an, dass man plane, die Produktion von Drohnen, Langstrecken- und ballistischen Raketen bis 2025 deutlich zu steigern.

Laut Umerov sind bereits vier Milliarden Dollar in die Entwicklung der ukrainischen Raketenindustrie geflossen sind: «Für das nächste Jahr ist eine Erhöhung der finanziellen Mittel geplant. Unser Fokus liegt dabei auf der Weiterentwicklung von Drohnen und Langstreckenwaffen, darunter auch ballistische Raketen.»

Wolodymyr Selenskyj will mit Raketen aus eigener Produktion die Reichweiten-Beschränkung der westlichen Raketen umgehen und auch Ziele auf russischem Gebiet angreifen können. - Keystone

In einer Erklärung des Ministeriums wurde ausserdem hervorgehoben, dass ein zentraler Teil der Zusammenarbeit in der Unterzeichnung von Verträgen zur Produktion, Lieferung und Wartung von Waffen liegt. So soll die langfristige Versorgung der ukrainischen Armee gesichert werden.

Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres könnten demnach weitere Informationen zum ukrainischen Raketenprogramm veröffentlicht werden.

Ukraine nutzt alte Scarab-Raketen aus russischer Produktion

Bereits im August wurde bekannt, dass die Ukraine erfolgreich ihre selbst entwickelte Sapsan-Rakete getestet hatte. Dem Geschoss soll eine Reichweite von 700 Kilometern erreichen. Ob diese Rakete inzwischen in Serienproduktion gegangen ist und ob Selenskyjs jüngste Ankündigung sich auf diesen Raketentyp oder eine Neuentwicklung bezieht, bleibt unklar. Bereits im März 2023 hatte Russland behauptet, Sapsan-Raketen abgeschossen zu haben.

Bisher verfügt die Ukraine neben den westlichen Waffensystemen lediglich über SS-21-Scarab-Raketen aus russischer Produktion. Diese haben jedoch nur eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Die Scarab A-Rakete wurde zwischen 1968 und 1974 entwickelt und 1975 in Dienst gestellt. Die Scarab B wurde von 1984 bis 1988 entwickelt steht seit 1989 im Einsatz.