Wahlen in Bosnien von Spannungen zwischen Volksgruppen überschattet
Bosnien ist durch den Streit seiner drei Völker seit vielen Jahren blockiert. Heute bieten die Parlaments- und Präsidentenwahlen die Chance auf einen Neubeginn.
Das Wichtigste in Kürze
- Am heutigen Sonntag stehen in Bosnien-Herzegowina Parlaments- und Präsidentenwahlen an.
- Dabei geht es auch darum, ob sich der Staat weiter in Richtung EU und Nato bewegt.
Das Misstrauen zwischen den Volksgruppen überschattet auch mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Bürgerkriegs die Wahlen in Bosnien. Rund 3,35 Millionen Menschen sind am heutigen Sonntag zur Stimmabgabe in dem Land aufgerufen, das noch immer von der Rivalität zwischen Serben, Kroaten und Muslimen geprägt ist.
Der Balkan-Staat wird durch die weitgehend autonomen Teile der Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der serbisch geprägten Republik Srpska gebildet. Die Bosnier wählen neben dem Parlament auch die aus je einem Vertreter der drei Volksgruppen bestehenden Präsidentschaft.
Der Wahlausgang dürfte darüber mitentscheiden, ob sich Bosnien weiter in Richtung EU und Nato bewegt oder die Spannungen zwischen den Volksgruppen wieder zunehmen. In den Wahlprogrammen der Parteien finden sich indes weniger Visionen für die Zukunft als vielmehr nationalistische Töne, die sich gegen die jeweils anderen Teile der Bevölkerung richten. Mit den ersten vorläufigen Wahlergebnissen wird gegen Mitternacht gerechnet.
Rund 7500 Kandidaten bewerben sich um 518 Ämter, was die komplexe Regierungsstruktur Bosniens verdeutlicht, die nach dem von 1992 bis 1995 tobenden Bürgerkrieg als Ausgleich zwischen den Ethnien vereinbart wurde. Oftmals aus Frust über die sich gegenseitig blockierenden politischen Lager und deren verbreitete Vetternwirtschaft haben in den vergangenen fünf Jahren 170'000 junge Bosnier ihre Heimat verlassen.