Bosnien: 23 Jahre nach Kriegsende noch Tausende verschollen
Das Wichtigste in Kürze
- 7100 Menschen gelten seit dem Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina noch als vermisst.
- Von 2000 wurden nur unvollständige Skelette gefunden.
Lejla Cengic, die Leiterin des Vermissteninstituts in Bosnien-Herzegowina, sagte am Samstag dem TV-Sender N1 in Sarajevo, dass noch immer mehr als 7100 Menschen verschollen seien. Und das über zwei Jahrzehnte nach Ende des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina (1992-1995). Von weiteren 2000 Personen seien nur unvollständige Skelettreste gefunden worden, die zur Identifizierung nicht ausreichten. Insgesamt waren durch den Krieg mehr als 100 000 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben worden.
Die Identifizierung der Toten sei schwierig, weil ihre Gebeine in der Regel aus den Massengräbern erneut ausgegraben und auf mehrere neue Gräber verteilt wurden, sagte Cengic weiter. Dadurch wollten die meist serbischen Täter ihre Kriegsverbrechen verdecken. Die Leichenteile werden in der Regel mit genetischem Material noch lebender Verwandter abgeglichen und von Forensikern wieder zusammengesetzt.
Die meisten der 750 Massengräber im ganzen Land liegen in Srebrenica, wo serbisches Militär und Paramilitärs im Juli 1995 rund 8000 muslimische Jungen und Männer ermordet hatten. Es handelt sich um das grösste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.