Antidepressivum wirkt laut ersten Tests gegen aggressiven Hirntumor

Ein Antidepressivum zeigte in neusten Labortests Wirksamkeit gegen Glioblastom-Zellen. Dabei handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Hirntumoren.

Ein Antidepressivum wurde erfolgreich in Zellkulturen und an Mäusen getestet. (Symbolbild) - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Antidepressivum Vortioxetin zeigt Potenzial im Kampf gegen aggressive Hirntumore.
  • Die ETH Zürich plant klinische Studien mit Hirntumor-Patienten.
  • Forscherinnen und Forscher warnen aber vor Selbstmedikation mit dem Antidepressivum.

Ein Antidepressivum könnte auch gegen aggressive Hirntumore helfen. In Tests in Zellkulturschalen und an Mäusen zeigte sich das Antidepressivum Vortioxetin wirksam gegen Zellen von sogenannten Glioblastomen. Dabei handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Hirntumoren.

Derzeit würden Versuche an Menschen geplant, teilte die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH Zürich) am Donnerstag mit. So sollen Patientinnen und Patienten mit einem Glioblastom das Antidepressivum zusätzlich zur Standard-Behandlung mit Operation, Chemotherapie und Bestrahlung erhalten.

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Vor einer Selbstmedikation mit dem Antidepressivum warnen die Forschenden allerdings. Eine solche würde ein unkalkulierbares Risiko darstellen.

Wirksame Medikamente gegen Hirntumore schwer zu finden

Das Glioblastom gilt als besonders gefährlicher Hirntumor. Die Hälfte der Patientinnen und Patienten stirbt der ETH Zürich zufolge in den ersten zwölf Monaten nach der Diagnose.

Wirksame Medikamente gegen Tumore im Hirn zu finden, sei schwierig. Denn: Viele Medikamente können die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren, so die Hochschule. Dabei handelt es sich um eine selektiv durchlässige Schranke zwischen dem Blutstrom und der Hirnsubstanz.

Die Forschenden der ETH Zürich warnen ausdrücklich vor einer Selbstmedikation mit Vortioxetin. (Symbolbild) - pixabay

Dass das Antidepressivum auch Hirntumore töten könnte, fanden die Forschenden um ETH-Professor Berend Snijder mithilfe einer speziellen Screening-Plattform heraus. Die Methode mit dem Namen Pharmaskopie wurde an der ETH entwickelt.

Damit können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichzeitig Hunderte von Wirkstoffen an lebenden Zellen aus menschlichem Krebsgewebe testen.

Die Forschungsmethode

Damit haben sie nun über 130 bestehende Medikamente, die erwiesenermassen die Blut-Hirn-Schranke passieren, auf ihre Wirksamkeit gegen das Glioblastom getestet. Wie zum Beispiel Antidepressiva, Antiparkinsonmittel oder Antipsychotika.

Einige der getesteten Antidepressiva hätten sich als überraschend wirksam gegen die Tumorzellen entpuppt, schrieb die ETH. Vortioxetin schnitt in den Tests am besten ab. Veröffentlicht wurden die Resultate der Tests am Freitag in der Fachzeitschrift «Nature Medicine».