Mehr als 1000 Affenpockenfälle in früher nicht betroffenen Ländern

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet mehr als 1000 Affenpocken-Fälle. Die Infektionen wurden aus bisher nicht betroffenen Ländern registriert.

Eine Frau arbeitet im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, wo erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen wurde. - Martin Bühler/Bundeswehr/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der gemeldeten Affenpocken-Fälle in bisher verschonten Ländern stieg auf 1000.
  • Die WHO prüft zurzeit die weltweiten Vorräte des Pockenimpfstoffes.

Die Zahl der gemeldeten Affenpocken-Fälle in bislang nicht betroffenen Ländern ist seit Mai auf mehr als 1000 gestiegen. Das sagte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch in Genf.

Unter den 1000 Affenpocken-Fälle sind meist Männer

Nach Angaben der WHO ist nicht klar, ob eine Infektion, anders als bei den 1980 ausgerotteten Pocken, lebenslange Immunität gibt. Es seien aus Afrika Fälle bekannt, in denen sich Menschen nach einer Genesung erneut infiziert hätten. Dies sagte die Affenpocken-Expertin Rosamund Lewis.

Das Affenpocken-Virus unter dem Mikroskop. Inzwischen sind 1000 Affenpocken Fälle bekannt. - RKI Robert Koch Institute/AFP

Inzwischen würden einzelne Infektionen bei Frauen gemeldet, die Mehrzahl betreffe aber Männer, die Sex mit Männern haben. Wichtig sei, dass sich Betroffene bei Anzeichen von Symptomen isolieren und auch Kontakt zu Familienmitgliedern meiden. Das Virus wird meist durch Körperkontakt übertragen.

Schutz durch Pockenimpfstoff

Die WHO prüft zur Zeit, wie viel Impfstoff gegen Pocken weltweit vorhanden ist. Länder hätten immer Vorräte gehabt, um sich gegen einen möglichen neuen Ausbruch zu wappnen. Weil es sich um dieselbe Virenfamilie handelt, ist dieser Impfstoff nach WHO-Angaben auch gegen Affenpocken effektiv.

Die Organisation geht davon aus, dass genügend Impfstoff vorhanden ist, um die jetzigen Ausbrüche einzudämmen. Mehr Impfstoff sei aber nötig, sollte die Zahl der Fälle stark steigen, sagte WHO-Expertin Sylvie Briand. Die WHO sei mit Impfstoffherstellern im Gespräch über Kapazitäten. Affenpocken gelten als weniger schwere Erkrankung als Pocken.

Seit dem Ende von Pockenimpfungen - die Pflicht zur Erstimpfung wurde etwa in der BRD 1976 und in der DDR 1982 aufgehoben - sind immer weniger Menschen gegen das Variolavirus immun. - Wolfgang Weihs/dpa

WHO-Chef Tedros erinnerte daran, dass der erste Fall von Affenpocken bei einem Menschen bereits 1970 in Afrika nachgewiesen wurde. Dort würden die Erreger schon lange zirkulieren. Auf dem Kontinent hätten sich seit Anfang des Jahres mehr als 1400 Menschen infiziert und 66 seien gestorben.

«Es ist ein bedauerliches Spiegelbild unserer Welt, dass die internationale Gemeinschaft den Affenpocken erst jetzt Aufmerksamkeit schenkt. Dies, weil sie in Ländern mit hohem Einkommen aufgetreten sind», sagte Tedros.