Harry Potter: Ist «Hogwarts Legacy» Mega-Hit trotz Boykottaufruf?

Die Vorfreude auf das neuste «Harry-Potter»-Videospiel war riesig! Endlich ist «Hogwarts Legacy» erschienen. Doch es hagelt auch Kritik.

«Hogwarts Legacy» erscheint zunächst für PC, PS5 und Xbox Series X/S. Fassungen für PS4, Xbox One und Switch sollen folgen. - Warner Bros. Games

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Videospiel «Hogwarts Legacy» ist endlich da und scheint ein Riesenerfolg zu sein.
  • Schon vor der Publikation des Titels gab es im Netz viel Kritik von linken Aktivisten.
  • Wegen Äusserungen der «Harry Potter»-Autorin solle man das Spiel boykottieren.

Endlich konnten sich Fans freuen: Diese Woche ist «Hogwarts Legacy» erschienen. Bereits 2018 wurden erste Informationen zum lang ersehnten Open-World-RPG geleakt.

Bis zur Veröffentlichung mussten sich Fans allerdings bis am Freitag gedulden. Es ist seit Jahren das erste grössere Videospiel aus dem «Harry Potter»-Imperium von J.K. Rowling.

Doch die Veröffentlichung fand inmitten einer heftigen Debatte um die Rechte von Transmenschen statt: Linke Aktivisten in aller Welt forderten deshalb zum Boykott des Rollenspiels auf.

Das Open-World-Rollenspiel «Hogwarts Legacy» erschein am Freitag, 10.01.2023. (Archivbild) - Youtube / PlayStation

«Harry Potter»-Schöperin J.K. Rowling hatte nämlich mit kritischen Äusserungen über «Gender-Wahnsinn» den Zorn der Aktivistinnen auf sich gezogen. Auch in der deutschen Gaming- und Streaming-Szene entbrannte eine Diskussion.

Es hagelt Kritik

Kürzlich wurde ein Ausschnitt eines Clips des Streamers Erik «Gronkh» Range auf Twitter geteilt. Ihm sei Rowling «egal», sagte er da. «Muss sie eine Rolle in meinem Leben spielen?», fragte Range in die Kamera – es hagelte Kritik.

Die Kritik: Als «weisser Mann», der sich mit seinem «zugeschriebenen Geschlecht» auch identifiziere, falle es ihm natürlich leicht, sich herauszuhalten.

Wenige Tage später meldete sich der Streamer erneut zu Wort – Zehntausende schauten zu. «Vielleicht hätte ich sagen sollen: Ich finde die Frau scheisse. Ich finde ihre Takes scheisse», sagte er und betonte, Transmenschen seien ihm nicht egal. Als Transmenschen oder Transgender werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen.

Debatte um Geschlechtsanpassung

Mit «Harry Potter» hat J.K. Rowling ein Vermögen verdient: Bücher, Filme, Merchandising, Erlebniswelten. Öffentlich aber steht die Schöpferin dieses Universums seit Längerem in der Kritik.

Immer wieder hat sich die 57-Jährige kritisch gegen vermeintliche Gleichstellungsbemühungen von Trans-Aktivisten geäussert: Rowling vertritt die Ansicht, dass diese Bemühungen eine Gefahr für Frauenrechte darstellten.

J.K. Rowling geriet schon öfters in Kritik wegen ihrer Meinungen. (Archivbild) - Keystone

Vor allem in Schottland, wo sich Rowling mit einer Initiative gegen Gewalt gegen Mädchen und Frauen engagiert, tobt eine Debatte. Denn ein Gesetz der Regionalregierung sieht vor, den oft langwierigen und bürokratischen Prozess der Geschlechtsanpassung in offiziellen Dokumenten zu vereinfachen.

Kritiker wie Rowling warnen, das Gesetz erleichtere Männern den Zugang zu Räumen, in denen Frauen sich ausziehen und verwundbar sind. Die konservative britische Zentralregierung will das Vorhaben blockieren.

Rowling scheint unbeeindruckt

Wegen der engen Verbindung zu Rowling gibt es bereits seit Längerem lautstarke Forderungen, «Hogwarts Legacy» zu boykottieren. Das Gaming-Forum ResetEra hat jede Erwähnung des Spiels verboten, und die Website GameSpot veröffentlichte einen Aufsatz über Rowlings «Anti-Transgender-Haltung».

Rowling gibt sich demonstrativ gelassen. Auf die Frage, wie sie es verkrafte, dass sie wegen ihrer Haltung so viele Fans verloren habe, antwortete sie trocken: «Ich hab mir meine jüngsten Lizenzeinnahmen angeguckt und finde, dass der Schmerz ziemlich schnell vergeht.» Rowling bekommt aber auch Unterstützung im Netz.

Beim US-Entwicklungsstudio Avalanche ist man sich des delikaten Themas offenbar bewusst. Auf der FAQ-Seite gibt es extra die Frage, ob Rowling etwas mit dem Spiel zu tun habe. Antwort: Die Autorin sei «eine der grössten Geschichtenerzählerinnen der Welt». Sie sei zwar nicht direkt an der Entwicklung beteiligt gewesen, man habe jedoch eng mit Rowlings Team zusammengearbeitet.

Überwiegend gute Kritiken für «Hogwarts Legacy»

«Hogwarts Legacy» ist bei Weitem nicht das erste «Harry Potter»-Game, allerdings das erste grössere seit gut einem Jahrzehnt. Der Titel ist ein Rollenspiel, Spielende schlüpfen in die Haut eines Schülers oder einer Schülerin an der Zauberschule Hogwarts.

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Im Charakter-Editor des Spiels kann man Stimme, Geschlecht und Aussehen unabhängig voneinander bestimmen, was mittlerweile oft Standard in Rollenspielen ist. Darüber hinaus spielt eine Transfrau eine grössere Nebenrolle.

Umsatzstarker Titel

Die Boykott-Aufrufe scheinen das Spiel kaum aufzuhalten. Millionen Menschen schauten zuletzt auf der Plattform Twitch Streamenden beim Spielen zu. Der Seite «steamdb.info» zufolge gehört «Hogwarts Legacy» seit Wochen zu den umsatzstärksten Titeln – noch bevor es überhaupt erschienen ist.

Laut «opencritic» fährt das Spiel sehr gute Kritiken ein. Gaming-Experte Martin Kimber sprach von einem «wunderschön gestalteten Liebesbrief» an das «Potter»-Universum. Viele Fans sind zerrissen. Transmann Asher Chelder von der Fansite «MuggleNet» räumte beim Sender Sky News ein, dass Rowlings Ansichten Menschen verletzten.

Er freue sich aber seit der Ankündigung auf das Spiel. «Ich habe viel Trost in der Serie gefunden und es ist etwas, das ich nicht abschütteln kann. Es ist ein Teil von mir», sagte er.