Mutter und Sohn nach 57 Jahren wieder vereint

Mit 17 bringt Paula Beer aus Wales ein Kind zur Welt, das sie wegen ihrer strengen Eltern nicht behalten kann. Danach beginnt für sie eine lebenslange Suche.

Nach 57 Jahren hat eine Mutter ihren Sohn wiedergefunden. (Symbolbild) - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit 17 Jahren hat Paula Beer ihren Sohn zur Adoption freigegeben.
  • Sie wollte ihm ein gutes Leben ermöglichen, das er bei ihr nicht hätte haben können.
  • Über ein halbes Jahrhundert hat sie anschliessend nach ihm gesucht.

Paula Beer (74) aus Wales ist 16 Jahre alt, als sie feststellt, dass sie schwanger ist. Für sie ist es eine Situation, die kein gutes Ende nehmen kann: Ihre Eltern sind streng und Paula weiss, dass es keine gute, gemeinsame Zukunft hätte geben können. Abtreiben lassen will sie das Kind dennoch nicht – denn vom ersten Moment an spürt sie Liebe.

Also verheimlicht sie die Schwangerschaft, arbeitet lange Schichten in einem etwas entfernten Lebensmittelgeschäft, wie «Daily Mail» berichtet. Erst im achten Monat sucht sie einen Arzt auf. Ihren Entschluss hat Paula gefasst: Sie wird das Kind zur Welt bringen und zur Adoption freigeben.

«Das Schlimmste, was ich je tun musste»

Dazu zieht sie vorübergehend zu einer Tante nach Essex, die ihr bei der Adoptionsvermittlung hilft. Im Februar 1967 bringt Paula schliesslich den kleinen Paul zur Welt. Drei Tage verbringt sie mit ihm im Spital, hält ihn in den Armen, versucht, sich alles einzuprägen.

«Ich habe ihn einfach nur angeschaut, mit ihm gesprochen, gehofft, dass er sich an meine Stimme erinnert. Ich wusste, was ich zu tun habe, und habe ihn so sehr geliebt, wie ich nur konnte», erzählt sie.

Mutter und Sohn nach 57 Jahren wieder vereint. - X

Heute blickt die pensionierte Gemeindebedienstete zurück und weiss: «Das war eine sehr, sehr, sehr schlimme Zeit in meinem Leben. Es war das Schlimmste, was ich je in meinem Leben tun musste.» Schon ab der ersten Berührung «war die Liebe, die ich damals für ihn empfand, unglaublich».

«Long Lost Family» findet Paul

Paula beschreibt, wie ihr Vater reagiert hätte, wenn sie das Kind behalten hätte. Dass bei der «Schande», die Paula über die Familie gebracht hätte, «ein sehr unglückliches Leben» für Paul bevorstünde. Sie gibt ihn weg, damit er «ein viel besseres Leben» hat.

Als sie erwachsen und nicht mehr von ihren Eltern abhängig ist, beginnt Paula die Suche nach ihrem Sohn. Jahrzehnte dauert sie und endet schliesslich bei dem britischen Fernsehteam «Long Lost Family». Als die heute 74-Jährige sich an das Dokumentarteam wendet, das auf Familienzusammenführung spezialisiert ist, hat sie Glück: Es findet Paul, der jetzt Jim heisst, südwestlich von Wales.

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Vor dem Wiedersehen beschreibt Paula noch ihre Gefühle, die sie nie losgelassen haben: «Jedes Jahr an seinem Geburtstag zünde ich eine Kerze für ihn an, bete und bitte Gott: ‹Bitte Gott, lass mich ihn eines Tages finden.›»

Und auch nach dem Wiedersehen hat sie mit den Gebeten nicht aufgehört: «Ich hatte also so viel Glück. Ich danke Gott jeden Tag, knie nieder und danke Gott für meinen Sohn.»

Mutter und Sohn entdecken Gemeinsamkeiten

Als Jim sich darauf einlässt, seine leibliche Mutter kennenzulernen, durchlebt er selbst «ein Wechselbad der Gefühle, von glücklich bis beängstigend». Tatsächlich hat die Adoption ihn in ein «sehr, sehr glückliches» Leben geführt. Schnell stellen die beiden fest, dass sie ihre Liebe für Wales, die Natur und Musik teilen.

«Er ist meine Persönlichkeit, eine abgeschwächte Version von mir», zitiert «Daily Mail» die Mutter. «Ich habe das Gefühl, er war mein ganzes Leben lang mein Sohn. Wir setzten uns hin und er hielt die ganze Zeit meine Hände – es war absolut, absolut erstaunlich.»

Nach dem ersten Wiedersehen halten Mutter und Sohn ihren Kontakt aufrecht. Mehrmals pro Woche telefonieren sie per Videoanruf – immerhin haben sie 57 Jahre aufzuholen.