Abzock-Vorwürfe gegen Immo-Portal Homegate

Homegate führte ein Bezahl-Abo ein, mit dem Kunden Inserenten früher kontaktieren können. Der Mieterverband sieht darin eine «sehr bedenkliche Entwicklung».

Eine Wohnungssuche in der Schweiz kann sich schwierig gestalten - Betrüger nutzen diesen Umstand schamlos aus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Homegate lässt bezahlende Nutzer Inserenten drei Tage früher kontaktieren.
  • Der Immobilienplattform wird vorgeworfen, aus der Wohnungsnot Profit zu schlagen.
  • Doch Homegate verteidigt sich damit, dass das Jahresabo bloss 85 Rappen pro Tag koste.

Premium-Abos, bei denen Nutzer (mehr) bezahlen, dafür aber einige Vorteile geniessen, sind im Internet weitverbreitet. Neuerding bietet auch die Immobilien-Plattform Homegate ein solches an.

Das «Mieter+»-Abo erlaubt es den Nutzern, Inserenten drei Tage vor den nicht bezahlenden Usern zu kontaktieren. Zudem erhielten sie Zugang zu über 1000 exklusiven Inseraten, verspricht Homegate. Dafür müssen sie monatlich 40 Franken bezahlen. Darüber berichtet das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», das auch die Intransparenz anprangert: So ist der Preis des neuen Angebots erst nach dem Login ersichtlich.

Die Immobilienplattform Homegate bietet neu ein Bezahl-Abo an. - keystone

Ein Zürcher, der auf Instagram auf das Premium-Abo aufmerksam wurde, wirft Homegate vor, aus der Wohnungsnot Profit zu schlagen. Die Not werde noch angeheizt, geholfen werde den Falschen, die sich ein solches Abo leisten könnten. Er vermutet auch, dass die exklusiven Inserate bereits weg seien, bevor sie normalen Wohnungssuchenden gezeigt würden.

Homegate widerspricht: Laut ihren Statistiken seien Inserate im Durchschnitt länger als drei Tage online. Zudem hätten die bezahlenden Abonnenten nur bei einem kleinen Teil der Angebote einen Zeitvorsprung.

Homegate: 300-Franken-Jahresabo sind bloss 85 Rappen pro Tag

«Espresso» gibt auch zu bedenken, dass das Angebot nur Vorteile hat, solange es nicht zu viele User haben. Denn wenn alle Wohnungssuchenden bezahlen, gibt es keine exklusiven Inserate mehr. Dann würde nur noch Homegate profitieren. Die Immobilienplattform winkt aber ab, so weit sei es nicht, und es zeichne sich auch nicht ab.

Auch der Kritik, dass ärmere Menschen bei der Wohnungssuche durch das «Mieter+»-Abo einen Nachteil hätten, widerspricht Homegate: Das Jahresabo koste 300 Franken, was bloss 85 Rappen pro Tag entspreche. Dass aber Gratis-Abonnenten einen Nachteil haben, sieht Homegate auch.

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Der Mieterverband bezeichnet das Premium-Abo als «sehr bedenkliche Entwicklung». Laut Vizepräsident Michael Töngi hätten Leute mit wenig Einkommen so noch mehr Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden.