Betrüger locken zu Fake-Wohnungsbesichtigung
Im Ausland ist diese Masche länger bekannt, nun wird auch in der Schweiz gewarnt. Ein Berner hätte beinahe für eine Fake-Wohnungsbesichtigung Geld bezahlt.
Das Wichtigste in Kürze
- Betrüger locken nun auch in der Schweiz mit Fake-Wohnungsbesichtigungen.
- Plattformen wie Immoscout24 warnen vor dem Internetbetrug.
- Die Polizei rät: Kein Geld im Voraus zahlen, Betrug anzeigen.
Eine sonnige Wohnung mit Balkon in Bern, nur einen Katzensprung von der Aare entfernt. Und die Miete der Zwei-Zimmer-Wohnung beträgt 1090 Franken monatlich – ein guter Preis für diese Lage.
Im Nu bewirbt sich Nau.ch-Leser Fabio M.* (22) – und hört erstmal lange nichts.
Rund drei Wochen später meldet sich die vermeintliche Eigentümerin per E-Mail. Sie sei noch verfügbar und M. könne eine Besichtigung vereinbaren.
Jetzt aber kommt der Haken ...
«Ich bin zurück nach Sassari, Sardinien, gezogen. Aufgrund meiner Arbeit und meiner Kinder ist es für mich im Moment sehr schwierig zu reisen», heisst es. «Um die Schlüssel zu erhalten, müssen Sie die Wohnung zunächst über Tripadvisor buchen.»
Durch eine Registrierung soll man bereits im Vorfeld bestätigen, dass man genügend flüssig für die Wohnung ist. Danach erhalte man die Wohnungsschlüssel für die Besichtigung. «Es fallen keine Gebühren für Sie an, diese werde ich bezahlen», wird im Mail beteuert.
Potenzieller Mieter soll auf Fake-Tripadvisor gelockt werden
Doch da wird der Leser hellhörig – schliesslich ist Tripadvisor eine Bewertungsplattform für Hotels und Restaurants. Und hakt nach, wie das denn funktioniere.
Da erfährt er, dass die Registrierung mit einer Kaution verbunden ist. «Durch die Zahlung sind Sie nicht verpflichtet, das Apartment zu mieten.» Es sei eine einfache Formalität. «Um zu beweisen, dass Sie es ernst meinen und das Geld haben, um die Miete zu zahlen.»
Dieser Bitte kommt der Wohnungssucher nicht nach. Als er im Netz dazu recherchiert, liest er über eine Betrugsmasche in Deutschland. Dabei versuchen Betrügerinnen und Betrüger, an die Daten oder an Geld von potenziellen Mieterinnen und Mietern zu kommen.
Nun ist die Masche auch in der Schweiz angekommen!
Heisst: Die Adresse der Wohnung existiert zwar – sie ist aber gar nicht auf dem Markt. Eine Besichtigung wird es also nicht geben.
Betrüger «versuchen immer neue Maschen»
Ins Auge gesprungen ist das Inserat dem Berner auf der Plattform Immoscout24. Diese ist Teil der Swiss Markteplace Group (SMG), zu der unter anderem auch Tutti und Ricardo gehören.
Der SMG ist die Masche bekannt, wie sie auf Nau.ch-Anfrage sagt. Und sie warnt davor.
«Internetbetrüger werden nie müde und versuchen immer neue Maschen, um zum Ziel zu kommen», sagt SMG-Sprecher Fabian Korn. Wenn Inserenten vorgeben, sie könnten nicht selbst vor Ort sein, führen diese in der Regel betrügerische Absichten im Schilde.
«Interessierte sollen dann vorab einer Wohnungsbesichtigung Geldleistungen in Form einer Kaution erbringen. Um die Schlüssel für eine Besichtigung des Objekts zu erhalten», so Korn.
Er ergänzt: «Dazu gehören auch täuschend echt wirkende Kopien von Buchungsplattformen wie Airbnb und Tripadvisor. Immoscout24 warnt explizit davor, niemals Geld im Voraus zu überweisen.» Das steht so auch auf der Webseite der Plattform.
Immo-Plattform: Betrügerische Inserate «innert kürzester Zeit» entdeckt
Neben diesen Hinweisen überprüft die Plattform vorab jedes Inserat. Sollte es dennoch ein betrügerisches Inserat auf die Seite schaffen, gibt es einen Meldebutton für verdächtige Inserate.
«Es folgt eine individuelle Prüfung des Inserats durch speziell geschultes Personal. Und sollte sich ein Verdachtsfall bestätigen, wird das Inserat gelöscht.»
Dadurch können die Inserate mit betrügerischer Absicht «innert kürzester Zeit» entdeckt und wieder offline genommen werden.
Tatsächlich: Das Inserat, auf das Nau.ch-Leser Fabio M. gestossen ist, verschwand nach kurzer Zeit bereits von der Seite. Allerdings bekam er davon erst im Nachhinein mit, da er da schon auf die Kommunikation per E-Mail gewechselt war.
Die SMG empfiehlt, «im Internet stets aufmerksam zu sein und immer den gesunden Menschenverstand walten zu lassen». Angebote, die zu gut scheinen, um wahr zu sein, sind in aller Regel Betrug.
Und Sprecher Fabian Korn verspricht: «Eine ganze Reihe weiterer digitaler und manueller Schutzmassnahmen, die wir zudem unternehmen, können wir hingegen nicht offenlegen. Um Betrügern keine Kenntnis darüber zu verschaffen.»
Polizei rät bei Betrug zu Anzeige
Auch der Polizei ist die miese Mieter-Masche bekannt. «Betrugsmaschen kommen leider immer wieder in verschiedenen Variationen vor. Auch das von Ihnen geschilderte Phänomen ist uns bekannt», sagt Joël Regli von der Berner Kantonspolizei. Immer mal wieder erhalte man entsprechende Meldungen.
Auch die Polizei rät, grundsätzlich nie Geld im Voraus zu bezahlen und die Inserate zu melden. Hat man dennoch Geld einbezahlt und fühlt sich betrogen, kann man jederzeit eine Strafanzeige bei der Polizei einreichen.
Zudem soll man umgehend die Bank informieren, damit diese die Zahlung stoppen kann. «Eine schnelle Reaktion erhöht die Chancen, den Betrag zurückzubekommen», mahnt der Polizeisprecher.
* Name von der Redaktion geändert