Bund und Privatwirtschaft: Lohnunterschied bei Teilzeit gross
Die Bundeslöhne sind ein Zankapfel zwischen Bürgerlichen und Gewerkschaften. Nun zeigt sich: Es würden sich hunderte Millionen Franken einsparen lassen.

Das Wichtigste in Kürze
- Bundesangestellte verdienen massiv mehr, als Angestellte in der Privatwirtschaft.
- Besonders krass: Teilzeitangestellte beim Bund verdienen rund 17'600 Franken mehr.
- Das müsse man ändern, fordern bürgerliche Politiker.
Wer beim Bund angestellt ist, verdient sich ein goldenes Näschen. Jedenfalls im Gegensatz zu den Löhnen in der Privatwirtschaft.
Das zeigen neue Zahlen aus einer Studie, die an der Universität Luzern erhoben wurde. Erarbeitet wurde diese von Wirtschaftspolitikprofessor Christoph Schaltegger sowie den Ökonomen Marco Portmann und Frederik Blümel.
Die Studie zeigt: Wer beim Bund arbeitet, verdient pro Jahr durchschnittlich 10'000 Franken mehr als in der Privatwirtschaft.
Studie vergleicht «statistische Zwillinge»
Zu erklären ist dies aber nicht mit dem hohen Akademisierungsgrad in der Bundesverwaltung, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Denn: Die Studienautoren haben nur sogenannte «statistische Zwillinge» verglichen. Also zwei Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen mit gleicher Ausbildung, gleichem Alter und gleichem Geschlecht.
Die deutlichsten Unterschiede zwischen Bund und Privatwirtschaft zeigen sich jedoch nicht bei Vollzeit-Beschäftigten. Es sind Teilzeit-Beschäftigte, die beim Bund massiv mehr verdienen als in der Privatwirtschaft.
Lohnunterschied von fast 20 Prozent
So verdient jemand, der weniger als 80 Prozent arbeitet, beim Bund rund 17'600 Franken mehr als in der Privatwirtschaft. Das entspricht fast 20 Prozent Lohnunterschied.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklärt sich Studienautor Schaltegger das so: «Kleine Arbeitspensen verursachen beim Arbeitgeber Koordinationsaufwand und schränken die Flexibilität der Arbeitskräfte ein.»
Das bewirke, dass private Arbeitgeber die Kosten im Blick behalten würden. Und entsprechende Mehrkosten auf ihre Arbeitnehmer abwälzen würden.
«Das scheint der Bund als öffentlicher Arbeitgeber nicht zu müssen», so Schaltegger.
Sparpotenzial wäre gross
In Hinblick auf die angespannten Bundesfinanzen ist die Studie der Universität Luzern brisant. Denn: In Bundesbern will man massiv sparen. Dies zulasten der Schweizer Bevölkerung.
Dabei könnte der Bund 390 Millionen Franken einsparen, wenn er bei seinen 39'000 Vollzeitbeschäftigten die Löhne auf Privatwirtschaftsniveau anpassen würde.
Das solle man tun, fordern nun Exponenten der bürgerlichen Parteien. Sie wollen die Bundesgehälter kürzen.
Löhne in der Bundesverwaltung sind «stossend»
Gegenüber der Zeitung meint FDP-Präsident Thierry Burkart: «Dass Bundesangestellte deutlich mehr verdienen als Angestellte in der Privatwirtschaft, ist stossend.»
Besonders problematisch dabei: Der Bund konkurriere so direkt mit der Privatwirtschaft, so Burkart. Und verschärfe so den Arbeitskräftemangel.
Gar geschockt ob der hohen Lohnunterschiede zeigt sich indes SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi. Er fordert: «Die gravierende Lohndifferenz muss unbedingt korrigiert werden.»