Coronavirus: Bald könnten Fälle wieder exponentiell wachsen

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Die Task Force warnt vor einem ansteigenden Reproduktionswert, das BAG hofft auf einen Impfstart im Januar 2021. Das Coronavirus bereitet den Behörden Sorgen.

Mathys BAG
Patrick Mathys, Leiter Krisenbewältigung BAG, bittet die Bevölkerung, sich «noch einmal am Riemen» zu reissen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat hat gestern angekündigt, einschneidende, nationale Massnahmen zu ergreifen.
  • Die Task Force warnt vor einem baldigen exponentiellen Wachstum, wenn diese nicht greifen.
  • Das Gesundheitspersonal wird über die Festtage kaum zur Ruhe kommen, so das BAG.

Die Schweiz steht wieder an einem Schlüsselpunkt zur Pandemiebekämpfung. Wenn die Massnahmen des Bundesrats nicht wirken, drohen Lockdown und viel mehr Hospitalisationen sowie Todesfälle.

Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der heutigen Medienkonferenz mit Fachpersonen aus BAG, Task Force und Kantone.

– Die Reproduktionszahl ist wieder auf 1 gestiegen. Sollte sich die Situation weiter so entwickeln, droht der Schweiz erneut ein exponentielles Wachstum. Laut Berechnungen der Task Force könnten sich die Fallzahlen innerhalb von weniger als drei Wochen verdoppeln.

Ackermann Coronavirus
Das war einmal: Ein zuversichtlicher Martin Ackermann, Präsident der Covid-Task-Force. - Keystone

– Die Region rund um den Genfersee ist derzeit der einzige Ort in der Schweiz, wo der R-Wert statistisch signifikant gesunken sei. Das zeige, dass die strengen Massnahmen eine Wirkung hätten, so die Task Force.

– Das BAG plant, im Januar mit dem Impfen zu beginnen. Dafür müsste zuerst ein Impfstoff durch Swissmedic genehmigt werden. Bisher war das noch nicht der Fall.

– Die Armee hat noch circa 630 Angehörige im Spital-Einsatz. Insgesamt seien seit November 23 Einsätze zugelassen worden.

Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:

14:28 Das Ziel des BAG sei es, im Januar impfen zu können. Es sollen bis zu 70'000 Dosen pro Tag verabreicht werden. Aber das seien nur Planungswerte, denn zuerst müsse Swissmedic einen Impfstoff zulassen. Dass im Januar geimpft werden könne, sei keine Garantie. Somit ist die Medienkonferenz beendet.

14:27 Etwas mehr als die Hälfte der IPS-Betten seien derzeit von Covid-Patienten belegt, so Mathys.

14:25 Auch über die Festtage seien Testkapazitäten in grossen Zentren sichergestellt, so Steffen.

14:23 Wer übernimmt Impfschäden? Die üblichen Haftungsregeln kämen auch bei Covid zur Anwendung. Das heisst, die Produzenten seien für Impfschäden haftbar, so Mike Schüpbach, Rechtsexperte des BAG. Der Bund könne aber allfällige Schäden für den Hersteller decken.

Swissmedic
Swissmedic prüft das Impfstoff-Gesuch von Janssen Cilag. - Keystone

14:17 Wann könnte das Coronavirus als besiegt klassifiziert werden? Auch mit einer Impfung würden die bestehenden Hygienemassnahmen noch wichtig sein, so Ackermann.

Mathys ergänzt, dass etwa sechzig Prozent der Bevölkerung immun sein müsste, um das Virus zu «beerdigen». Aber da spielten natürlich auch andere Länder eine Rolle, weshalb es schwierig sei, zu beziffern, was nötig sein müsste.

Auch sei der Begriff der «Immunität» schwierig, da eine sichere und lebenslange Immunität nach Erkrankung nicht möglich sei. Das würden zahlreiche Fälle belegen.

14:14 Arbeitet die Task Force an einem Szenario einer dritten Welle? Das könne sie nicht machen, antwortet Ackermann. Doch sei klar, dass die Schweiz schnell wieder in ein exponentielles Wachstum hineinrutschen könne.

14:12 Es sei gut, dass man eine Koordination «über grössere Fläche» habe, sagt Martin Ackermann. Übersetzt heisst das etwa, die Task Force begrüsst den Entscheid, nun wieder bundesweite Regeln zu erlassen.

Bundesrat Coronavirus
Der Bundesrat greift in der Pandemie des Coronavirus nach dem Heft: Simonetta Sommaruga und Gesundheitsminister Alain Berset kündigen Pläne für verschärfte Massnahmen an. - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Klare Signale vom Bundesrat seien durchaus auch wichtig, um die Wichtigkeit der Situation zu unterstreichen.

14:09 In der Westschweiz habe man das Ziel der Task Force, alle zwei Wochen die Fälle zu halbieren, sogar übertroffen. Deswegen könne man sagen, dass die Massnahmen wirksam seien.

Thomas Steffen
Thomas Steffen, Stadtbasler Kantonsarzt, an einer Medienkonferenz über das Coronavirus. - Keystone

14:04 Der Kantonsarzt Thomas Steffen will der Bevölkerung Mut machen. Der Einsatz einer einzelnen Person sei unendlich wichtig, so der Stadtbasler. Die Solidarität sei zudem auch in der zweiten Welle noch spürbar.

13:57 Brigadier Droz ergreift das Wort. Die Armee habe 53 Anfragen aus den Kantonen bekommen, von welchen 23 akzeptiert wurden. Aktuell seien 630 Angehörige im Einsatz, darunter in Basel, Bern und Schaffhausen.

Schweizer Armee Corona Assistenzdienst
Soldaten eines Hygienezugs des Spitalbataillons der Schweizer Armee reinigen und desinfizieren das alte Bettenhaus des Spitals Frauenfeld, am Dienstag, 24. März 2020, in Frauenfeld. - Keystone

13:55 «Die Aussicht auf eine Impfung lässt uns alle hoffen», sagt Ackermann abschliessend. Die aktuelle Situation müsse aber schnell, konsequent und nachhaltig in den Griff bekommen werden.

13:54 In weniger als drei Wochen könnte es wieder eine Verdoppelung der Fälle kommen. Das wäre für das Gesundheitssystem nicht mehr tragbar, so Ackermann.

Nur in der Genfersee-Region sei ein statistisch signifikanter Rückgang im Reproduktionswert zu verzeichnen. Das beweise, dass die dort beschlossenen Massnahmen greifen. Solche hätten auch schweizweit eine Wirkung, so die Meinung der Task Force.

13:47 Das Wort hat nun Martin Ackermann. Der R-Wert habe stark zugenommen und liege wieder bei 1. Dies bedeute, dass sich die Schweiz bald erneut in einem exponentiellen Wachstum befinden könnte.

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Martin Ackermann, Leiter der Covid-19-Taskforce. - Keystone

13:42 Am 10. Dezember, morgen Donnerstag, wird es einen Aktionstag für die psychische Gesundheit während der Pandemie geben. Das BAG will damit auf leidende Menschen und Hilfemöglichkeiten aufmerksam machen. Zwei davon sind die dargebotene Hand und Pro Juventute.

Mathys appelliert noch einmal an die Disziplin der Gesellschaft. Es gelte weiterhin, Kontakte so gut wie möglich zu verhindern. «Besprechen Sie mit der Familie, in welcher Form Sie zusammen feiern möchten und können», so der Rat des BAG.

13:39 Für das Spitalpersonal werde es während den Festtagen keine Entlastung geben, so Mathys. Die Hospitalisationen – und Todesfälle wenig später – dürften in wenigen Wochen wieder steigen.

Patrick Mathys Coronavirus Positivitätsrate
Patrick Mathys, Leiter Krisenbewältigung beim BAG, an einer Pressekonferenz zum Thema Coronavirus. - Keystone

13:35 Die Positivitätsrate sei leicht gestiegen, die kantonalen 7-Tages-Inzidenzen hätten in der Schweiz jedoch vereinheitlicht. Ostschweizerische Kantone und das Tessin verzeichneten derzeit die höchsten Inzidenzen. Die gesamtschweizerische Inzidenz liege aber nach wie vor bei etwa 600.

13:30 Patrick Mathys, der Leiter für Krisenbewältigung BAG, wiederholt die Einschätzung der epidemiologischen Lage des Bundes. Stagnation auf zu hohem Niveau, man hätte sich eine bessere Situation gewünscht, und so weiter.

Die letzten anderthalb Wochen waren für die Landes-, aber auch für die kantonalen Regierungen hektisch. Es folgten nahezu Tag auf Tag neue Massnahmen gegen das Coronavirus. Doch diese genügten dem Bundesrat nicht, weshalb am Freitag schweizweite Regeln entschieden werden.

Folgende Fachleute nahmen teil:

– Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
– Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force
– Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen, Armee
– Mike Schüpbach, Stv. Sektionsleiter Rechtsbereich 2, Bundesamt für Gesundheit BAG
– Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
– Esther Walter, Stv. Leiterin Sektion Nationale Gesundheitspolitik, Bundesamt für Gesundheit BAG

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