Coronavirus: Basel-Stadt entgleitet die Kontrolle
Die meisten Kantone konnten den hohen Anstieg der Fallzahlen des Coronavirus bremsen. Die grosse Ausnahme: Basel-Stadt. Die Behörden rätseln selbst.
Das Wichtigste in Kürze
- In 20 von 26 Kantonen sind die Corona-Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche rückläufig.
- In Basel-Stadt wurde stattdessen eine Zunahme von 37 Prozent verzeichnet.
- Die Gesundheitsdirektion des Kantons ist besorgt, denn die Gründe liegen im Dunkeln.
Nach wochenlangem rasanten Anstieg scheint die Kehrtwende greifbar nahe. Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind in der Schweiz rückläufig.
Über das ganze Land notierte das Bundesamt für Gesundheit BAG letzte Woche insgesamt 40'560 Neuinfektionen. Das sind 23 Prozent weniger als noch in der ersten Novemberwoche. Auch diese Woche verzeichnet die Schweiz tiefere Fallzahlen als in der Vorwoche.
Noch nicht wesentlich besser sieht es bei den Hospitalisierungen und Todesfällen durch Covid-19 aus. Die Situation auf den Intensivstationen bleibt angespannt. Doch auch dort hoffen Experten des Bundes, dass sich die Lage in den nächsten zwei Wochen dank tieferen Fallzahlen entspannt.
«Gegenläufige Entwicklung» in Basel-Stadt
Kaum Anteil an diesem erfreulichen Trend hat der Kanton Basel-Stadt. Die Neuinfektionen stiegen gegenüber zur Vorwoche von 584 auf 801. Das ist eine Zunahme von 37 Prozent und mit Abstand er schlechteste Wert der Schweiz in diesem Vergleich.
Am Rheinknie ist man sich der Situation bewusst: «Wir beobachten leider, dass in Basel-Stadt im Moment eine gegenläufige Entwicklung stattfindet. Während die Ansteckungszahlen in anderen Kantonen tendenziell sinken, steigen sie bei uns», sagt Anna Lüthi vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt.
Ursachen für Fallzahlen-Anstieg des Coronavirus unklar
Sorgen machen sich die Behörden vor allem, weil nicht klar ist, wieso die Zahlen steigen. «Die Gründe entziehen sich uns im Moment», gibt Lüthi zu. Kenntnis über allfällige Superspreader-Events oder Infektionsherde hat der Kanton nicht. Stattdessen haben die Behörden breit gestreute Ansteckungsquellen identifiziert.
Seit dem 20. Oktober konnten 32 Prozent der Neuinfektionen bekannten oder vermuteten Ansteckungsquellen zugeordnet werden. Die meisten Personen haben sich in der Familie (46 Prozent) oder bei der Arbeit (17 Prozent) angesteckt. Häufig aber auch bei Treffen mit der Familie oder Freunden (11 Prozent), sowie in der Freizeit (11 Prozent).
Zieht Basel-Stadt bald die Schraube an?
Noch am vergangenen Freitag warnte das Gesundheitsdepartement vor einer «heiklen nächsten Woche». Und diese sieht bisher nicht besser aus.
Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger plädierte vergangenen Freitag dafür, dass noch mehr auf Homeoffice gesetzt werde. Gleichzeitig hat der Kanton sein Contact Tracing-Team ausgebaut und in ein grösseres Büro verlegt.
Engelberger stellte bereits in Aussicht, weitere Massnahmen ins Auge fassen, sollte sich die Situation nicht entspannen. Es bestehe grosser Respekt davor, dass sich mit einer zeitlichen Verzögerung die Spitäler füllen.
Lüthi ruft darum eindringlich dazu auf, sich weiterhin konsequent an die Hygiene- und Verhaltensregeln zu halten: «Die Infektionszahlen müssen dauerhaft zurückgehen.»