Coronavirus: Darum ist die Impfskepsis in der Schweiz so hoch
Laut einer Umfrage würde sich nur etwas mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung gegen das Coronavirus impfen lassen. Wieso gibt es so viele Impfskeptiker?
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit läuft die Entwicklung für einen Corona-Impfstoff auf Hochtouren.
- Anscheinend würden sich aber zu wenig Schweizer impfen lassen, um die Epidemie zu stoppen.
- Eine Ärztin erklärt, weshalb die Impfskepsis hierzulande so hoch ist.
Dank einer effizienten Impfung soll die Corona-Krise möglichst bald überwunden sein. Experten gehen davon aus, dass bis zum nächsten Frühling ein Impfstoff zugelassen sein wird.
Aber ein wirkungsvoller Impfstoff ist nur die halbe Miete. Um die Epidemie zu stoppen, müsste sich die Impfbereitschaft der Schweizer noch deutlich steigern, wie eine Umfrage zeigt.
Gemäss der Umfrage, die vom Institut Leewas Ende September bei 15’300 Personen durchgeführt wurde, würden sich 54 Prozent impfen lassen. 41 Prozent sind persönlich gegen eine Corona-Impfung. Fünf Prozent wollen sich nicht festlegen.
Tiefe Fallzahlen Grund für die hohe Impfskepsis?
Auch wenn die Befürworter in der Mehrheit sind, reicht es kaum, die Pandemie zum Erliegen zu bringen. «Es wird von 80 Prozent gesprochen, die geimpft werden müssten», sagt Sonja Merten vom Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut.
Die Ärztin und Public-Health-Expertin erforscht unter anderem, warum Menschen zögern, sich impfen zu lassen. «Ob sich jemand impfen lassen will, hängt unter anderem davon ab, für wie gefährlich man eine Krankheit hält.»
Ältere Menschen scheinen in der Schweiz weniger impfskeptisch zu sein. «In der Gruppe der über 65-Jährigen würden sich immerhin 70 Prozent gegen das Coronavirus impfen lassen», sagt Merten.
Darüber hinaus spiele die Risikowahrnehmung eine entscheidende Rolle. «Viele haben wohl gedacht, man kriegt die Ausbreitung auch ohne Impfen in den Griff», erklärt die Ärztin. Grund dafür seien die relativ niedrigen Fallzahlen in den letzten Wochen gewesen.
Coronavirus: Impfbereitschaft der Schweizer tiefer als Europa-Schnitt
Im internationalen Vergleich wollen sich in der Schweiz deutlich weniger Personen gegen das Coronavirus impfen lassen als der Durchschnitt. Eine Umfrage des WEF, die in 27 Ländern durchgeführt wurde, hat kürzlich eine durchschnittliche Impfbereitschaft von 74 Prozent ergeben.
In China wären gar 97 Prozent bereit, sich impfen zu lassen. Und auch in europäischen Ländern ist die Bevölkerung impfwillig. In Deutschland und Italien würden sich 67 Prozent impfen lassen, in Grossbritannien sogar 85 Prozent.
Das sei auf den Verlauf der Pandemie zurückzuführen, erklärt Merten. «Sowohl in China wie auch in Grossbritannien verlief die Corona-Krise sehr viel dramatischer als in der Schweiz.»
Auch die gemachten Erfahrungen hätten gemäss der Ärztin Einfluss auf das Impfverhalten. «Wenn man nur die Zahlen der Todesfälle in der Zeitung sieht, fehlt der persönliche Bezug.» Das sei eine komplett andere Ausgangslage, als wenn eine Person jemanden kennt, die an Covid-19 gestorben ist.