Coronavirus: In Luzern zittern die Shops wegen der fehlenden Asiaten
Seit dem Ausbruch des Coronavirus tummeln sich deutlich weniger Touristen in den Schweizer Innenstädten. Dies bekommen die Detailhändler deutlich zu spüren.
Das Wichtigste in Kürze
- Jährlich strömen Tausende Touristengruppen aus Asien in die Luzerner Innenstadt.
- Dort sorgen sie bei den Detaillisten für hohe Umsätze.
- Diese fallen während der Corona-Pandemie nun weg.
Es ist ein ungewohntes Bild: Wo normalerweise Horden ausländischer Touristen durch die Gassen ziehen, herrscht gähnende Leere. Während der Lockdowns waren die Schweizer Innenstädte oft menschenleer.
Am Montag nun wurden die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gelockert. Die Läden dürfen zwar wieder öffnen – doch die internationalen Touristen fehlen noch immer. Für chinesische Gäste stellte etwa der Kauf einer Uhr in der Luzerner Altstadt oftmals das Highlight ihrer Europareise dar.
Hohe Wertschöpfung durch Gruppentourismus
2017 machten 1,4 Millionen Gruppenreisende am Schwanenplatz Halt. Davon gehen die Autoren der Studie «Gruppentourismus in Luzern – Analyse der volkswirtschaftlichen Bedeutung» aus.
Auf die grösstenteils aus Asien stammenden Gäste waren rund 90 Prozent der Umsätze des Detailhandels mit Uhren, Schmuck und Souvenirs zurückzuführen. Das Ausbleiben der internationalen Touristen dürfte die Branche also schmerzen.
Der Tourismus spielt jedoch nicht nur für Uhrenhändler und Co. eine wichtige Rolle.
Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft ITW der HSLU Luzern, erklärt gegenüber Nau.ch: «Aktuell fehlen nicht nur die Touristen aus dem Ausland, sondern auch die Schweizer Touristen. Von den Touristen aus dem Ausland profitieren die Geschäfte sehr unterschiedlich.»
So seien bei den, insbesondere chinesischen, Gruppentagestouristen die Ausgaben pro Kopf zwar höher als bei übernachtenden Individualgästen – etwa aus Deutschland. Von letzteren würden jedoch andere und insgesamt mehr Branchen profitieren.
Coronavirus: Leere Immobilien in Luzerner Altstadt
Blickt man sich nun in der Luzerner Altstadt um, sind einige leerstehende Immobilien an bester Lage zu sehen.
Dies ist auch auf der Immobilienplattform «Homegate» ersichtlich: Mitten in der Altstadt werden mehrere Objekte zur Miete angeboten. Die Vermutung, dass dafür auch das Ausbleiben der Touristen verantwortlich ist, liegt nahe.
Der pensionierte Optikermeister Louis Baume hat die leerstehenden Läden gezählt: Gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagt er, derzeit seien rund 18 Geschäfte nicht in Betrieb.
60 Prozent weniger Übernachtungen in Interlaken
Der Studie «Gruppentourismus in Luzern» zufolge sind Vaduz und Interlaken bezüglich des Gruppentourismus die wichtigsten nahegelegenen Mitbewerber.
Auch in Interlaken sind derzeit einige Schaufenster leer. Christoph Leibundgut, Manager Communication von Interlaken Tourismus, merkt jedoch an: «Es ist üblich, dass in Interlaken Geschäfte im Winter ihren Standort wechseln oder neu gestalten.»
Die Logiernächte im traditionellen Ferienort im Berner Oberland seien im letzten Jahr um rund 60 Prozent zurückgegangen.
Vielfältigere Innenstädte dank sinkender Mieten?
Für Luzern könnte das Laden-Sterben jedoch auch eine Chance bieten, wie «Zentralplus» berichtet. Etwa könnten sich künftig aufgrund sinkender Geschäftsmieten Kleinunternehmen einen Standort in der Altstadt leisten. Somit würde das Angebot in den Innenstädten in Zukunft vielfältiger.
Da der stationäre Handel ohnehin allmählich vom Online-Geschäft abgelöst wird, gibt es Trends hin zu neuen Geschäftsideen. Beispielsweise Dienstleistungen wie etwa Adventure Rooms. Diese können nur in Anspruch genommen werden, wenn Kunden auch wirklich vor Ort sind.