Coronavirus: Nerz-Problem lässt Schweizer Pelzhändler kalt

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

In Dänemark mussten zahlreiche Nerze getötet werden, weil sie mit einer Mutation des Coronavirus infiziert waren. Was bedeutet das für die Pelzindustrie?

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Ein Nerz in einem dänischen Zuchtbetrieb. Bei den Tieren wurde eine mutierte Version des Coronavirus entdeckt. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang November wurden in Dänemark sämtliche Nerze wegen einer Corona-Mutation getötet.
  • Auch Nerzfarmen in anderen Ländern sind vom Coronavirus betroffen.
  • Schweizer Pelzhandwerker bringen diese Nachrichten aber nicht gross aus der Ruhe.

Vor rund einem Monat erreichte die Pelzindustrie die Hiobsbotschaft: In Dänemark war bei einigen Nerzen eine Mutation des Coronavirus nachgewiesen worden. In der Folge verordnete Regierungschefin Mette Frederiksen die Tötung sämtlicher Tiere.

Am Sonntag wurde ausserdem bekannt, dass auch in Südfrankreich 1000 Nerze wegen des Coronavirus notgeschlachtet werden mussten. Zudem sind in den USA Tausende Nerze am Coronavirus selbst gestorben. In beiden Ländern ist aber keine Mutation des Virus bekannt.

Coronavirus
Die dänischen Gesundheitsbehörden entsorgen Nerze, die aufgrund einer möglichen Infektion mit einer Mutation des Coronavirus getötet wurden. - Keystone

Doch damit nicht genug: Der Pelz von infizierten Tieren darf unter keinen Umständen mehr für die Produktion verwendet werden. Was bedeutet das für die Schweizer Pelzindustrie? Schliesslich machen Nerzpelze weltweit und auch hierzulande den grössten Verkaufsanteil aus, wie Thomas Aus der Au erklärt. Er ist Mediensprecher des Pelzverbands Swissfur.

Auf Anfrage von Nau.ch relativiert der Pelzhandwerker aber: «Dieser Anteil beträgt aber nicht 80 oder gar 90 Prozent. Wir sprechen von vielleicht 30 bis 40 Prozent.»

Auch Emma Hodcroft, Genomische Epidemiologin am Biozentrum der Universität Basel entwarnt: Die besorgniserregende «Cluster 5»-Mutation, die in Dänemark aufgetreten war, sei bisher nirgendwo sonst entdeckt worden. Auch nicht in der Schweiz.

Schweizer Pelzhandwerker gelassen

Grosse Sorgen macht sich Aus der Au angesichts der Situation in Dänemark deshalb nicht. Vor einem Aus stehe die Pelzindustrie deswegen kaum. «Einerseits gibt es weltweit noch viele andere Nerzfarmen, etwa in den USA und den baltischen Staaten», sagt Aus der Au.

Auf der anderen Seite seien Nerzpelze nicht die einzigen Felle, die verkauft würden. «In der Schweiz gibt es zum Beispiel Rotfuchspelze, die zu 100 Prozent aus der Bestandesregulierungsjagd stammen.»

Coronavirus
Als Alternative zum Nerzpelz sieht der Verband Swissfur das Fell des Rotfuchses. In der Schweiz stammen die Fuchspelze zu 100 Prozent aus der Bestandesregulierungsjagd. - Keystone

Weitere Beispiele seien Pelze von Waschbären aus Nordamerika und Nutria, einem biberähnlichen Nagetier aus Südamerika und Europa. Aus der Au selbst verkauft neben Rotfuchspelzen auch Felle von Steinmardern, Baummardern und Kaninchen aus der Schweiz.

Einen bevorstehenden Engpass hierzulande befürchtet der Pelzhandwerker ebenfalls nicht. «Die Dänen haben auch noch Pelze vom letzten Jahr, die sie auf den Markt bringen können.» Man werde aber merken, dass die Preise ansteigen.

Nerztötung wegen Coronavirus war widerrechtlich

Auch wenn sich die Pelzindustrie angesichts der Nerztötung in Dänemark gelassen zeigt – für einige hat der Entscheid schwere Folgen. Inzwischen steht fest, dass die Anordnung widerrechtlich war.

In der Folge ist Dänemarks Landwirtschaftsminister Mogens Jensen zurückgetreten. Er übernehme die Verantwortung für die in seinem Ministerium begangenen Fehler, sagte Jensen am vergangenen Mittwoch dem Fernsehsender DR.

Coronavirus
Ein Nerz in einer dänischen Zuchtfarm. Die Regierung ordnete Anfang November die Tötung sämtlicher Tiere im Land an. - dpa

Die Regierung hatte die Nerze töten lassen, nachdem bei einigen Tieren die Mutation «Cluster 5» des Coronavirus nachgewiesen worden war. Es bestand die Sorge, dass das mutierte Virus die Wirksamkeit künftiger Impfstoffe gegen das Coronavirus einschränken könnte.

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