Coronavirus: Frühsommerwetter lockt Schweizer ins Freie

In der Schweiz sind 858 Personen am Coronavirus gestorben, 25'300 sind infiziert (Stand 12.4.). Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» ausgerufen.

Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit BAG, kommentiert die aktuelle Situation an einer Pressekonferenz des Bundes. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz aus. Erfahren Sie alle News im Ticker.
  • 25'300 Personen wurden bisher positiv getestet, 858 sind verstorben.
  • Neueste Zahlen vom 12. April: +400 Infizierte, +27 Tote innerhalb von 24 Stunden.
  • Unter 058 463 0000 hat das BAG eine Hotline aufgeschaltet.

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19.50: Das Frühsommerwetter hat über die Ostertage Frau und Herr Schweizer in die Natur gelockt. Sie suchten insbesondere entlang von Gewässern und in Naherholungsgebieten Erholung und Abwechslung. Auch Brätlistellen waren beliebt.

Frühsommerwetter lockt Schweizer an Ostern ins Freie. - Keystone

Am Ufer des Thunersees beispielsweise waren an Ostern vor allem Familien mit Kindern, Jogger oder Velofahrende unterwegs. Junge Erwachsene sonnten sich - mit gebührendem Abstand - auf der grossen Wiese vor dem Schloss Schadau. Die Innenstadt hingegen war fast menschenleer. Ältere Menschen sah man nur wenige, wie ein Augenschein vor Ort ergab.

An verschiedenen touristischen Ausflugszielen hatten die Gemeinden vorsichtshalber gewisse Strassen, Parkplätze oder Spazierwege geschlossen, um Menschenansammlungen wegen des Coronavirus vorzubeugen.

Die Seepromenade in Brunnen am Vierwaldstättersee ist über die Ostertage wegen der Corona-Pandemie abgesperrt. - Keystone

Das schöne Osterwetter lockte zahlreiche Motorradfahrer auf die beliebten «Töffstrecken» im Berner Oberland, Gantrischgebiet oder Emmental. Am Brünig mussten fünf Motorradfahrer am Karfreitag ihren Fahrausweis wegen Raserdelikten abgeben. Die Motorräder wurden von der Polizei eingezogen.

Auch an Ostern gab es Bussen

Die Berner Kantonspolizei war über die Ostertage verstärkt mit Patrouillen im öffentlichen Raum unterwegs. Wo nötig seien die Polizistinnen und Polizisten auf die Leute zugegangen. Und hätten sie für die Regeln zur Bekämpfung des Coronavirus sensibilisiert. Dies erklärte Dominik Jäggi, Sprecher der Berner Kantonspolizei, am frühen Sonntagabend der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die meisten Leute zeigten laut Jäggi Verständnis. Es wurden aber auch Bussen ausgestellt. Abends und nachts gab es vor allem in urbanen Gebieten Meldungen zu Ansammlungen, Lärm, Ruhestörungen oder Streitereien.

18.14: Die Zahl der Covid-19-Fälle in der Schweiz hat erneut zugenommen. Bis zum Sonntag gab es nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit 25'300 laborbestätigte Fälle, 400 mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesopfer liegt bei 858.

Die Häufigkeit der Coronavirus-Ansteckungen beläuft sich zurzeit auf 295 Fälle pro 100'000 Einwohner, eine der höchsten in Europa. Die Hochrechnung basiert auf Informationen von Laboratorien, Ärztinnen und Ärzten.

14.56: Der Bund hat wegen des drohenden Mangels an Medikamenten für Corona-Patienten eine Task-Force eingesetzt. Er bemüht sich, die Arzneimittel weltweit zu beschaffen.

Der Bund suche die nötigen Medikamente auf weltweiter Ebene und kaufe sie auf dem internationalen Markt, sagte die Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit, Katrin Holenstein, auf Anfrage. Sie bestätigte damit einen Artikel in der «NZZ am Sonntag».

Bern hat zudem im März die entsprechende Arbeitsgruppe geschaffen. Diese ist für die Erfassung, Beurteilung sowie für die Beschaffung und Zuteilung der Produkte zuständig, die möglicherweise fehlen könnten.

14.39: Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat den Bahn- und Busunternehmen in der Schweiz empfohlen, bei Schäden durch die Coronavirus-Pandemie Gesuche für Kurzarbeit einzureichen. SBB und Postauto haben dies getan.

Ein Postauto fährt eine kurvige Strasse hinunter. - Keystone

Die «SonntagsZeitung» zitierte aus einem Schreiben des Bundesamtes für Verkehr (BAV) an die Transportunternehmen, das der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorlag. «Arbeitsausfälle, die auf behördliche Massnahmen oder andere nicht vom Arbeitgeber zu vertretenden Umstände zurückzuführen sind, sind anrechenbar», heisst es darin.

Die von den Behörden ergriffenen Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus seien als aussergewöhnliche Umstände zu betrachten und ein Gesuch daher gerechtfertigt. Das gelte auch für den öffentlichen Verkehr.

13.13: Im Kanton Tessin sind in den vergangenen 24 Stunden weitere 15 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Der Kanton zählt nach Angaben seines Führungsstabes nun 244 Covid-19-Todesopfer.

Damit sind im Tessin wieder mehr Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Am Samstag hatte der Kanton noch 2 neue Todesfälle vermeldet; am Freitag und am Donnerstag je acht. Neuansteckungen gab es in den vergangenen 24 Stunden 51.

12.32: Der Präsident des Filmfestivals Locarno, Marco Solari, ist nach einer Intensivbehandlung wegen einer Coronavirus-Infektion wieder aus dem Spital entlassen worden. Er wurde knapp drei Wochen lang in einer Tessiner Klinik behandelt.

Er habe den Tod vor Augen gehabt, sagte der 76-jährige Solari dem «SonntagsBlick». «Die Sichel hat mich nicht getroffen, aber ich habe ihr Zischen gehört.»

Marco Solari ist von seiner Erkrankung mit dem Coronavirus genesen. (Archivbild) - Keystone

Nach dem positiven Corona-Befund wurde er am 10. März ins Regionalspital La Carità in Locarno gebracht. Er lag mehrere Tage auf der Intensivstation. Die Freude, wieder am Leben zu sein, sei aber nicht ganz ungetrübt, sagte der frühere Tessiner Tourismusdirektor. Neben ihm seien Menschen gestorben, während er überlebt habe

11.51: Das BAG hat die aktuellen Fallzahlen kommuniziert. In der Schweiz gibt es mittlerweile 25'300 bestätigte Coronavirus-Fälle. In den letzten 24 Stunden wurden 400 Neuinfektionen gemeldet.

08.58: Der Präsident der Evangelisch-reformierten Kirchen Schweiz, Gottfried Locher, hat im Kampf gegen das Coronavirus die Christen zu Solidarität und zum Handeln aufgerufen. Zudem will er, dass die Kirchen bald wieder zugänglich sind.

«Kirchen sind Kraftorte. Und Kraftorte brauchen wir jetzt erst recht», sagte Locher im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Er hoffe, dass der Bundesrat die Kirchen so schnell wie möglich wieder öffne, natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln. Das ginge vielerorts ohne Probleme.

«Corona lässt sich nicht wegbeten»

Kein Verständnis hat der 53-jährige ordinierte Pfarrer dafür, wenn Evangelikale oder ein katholischer Weihbischof behaupten, der Glaube stehe über dem Corona-Virus: «Auf dieser Erde regieren Fakten. Corona lässt sich nicht wegbeten.»

«Corona lässt sich nicht wegbeten», sagt Gottfried Locher, der oberste Reformierte in der Schweiz. (Archivbild) - Keystone

Selbst der Glaube Jesu sei nicht über dem Faktischen gestanden, wie die Karfreitagsgeschichte zeige. «Jesus ist am Kreuz umgebracht worden, real und brutal.» Locher appellierte zur Solidarität mit Alten und Kranken.

05.45: Lockerungen bei den Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus müssen nach Ansicht von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga von einem Schutzkonzept begleitet werden. Voraussetzung dafür sei, dass es keine Zunahme bei den Ansteckungen mehr gebe. Beim Schutzkonzept gehe es etwa um Themen wie den Einsatz von Gesichtsmasken, sagte Sommaruga in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».

Ferner stelle sich die Frage, wie viel getestet werde. Für sie sei es jedoch unvorstellbar, Risikogruppen vollkommen zu isolieren. Der Vorschlag stammt aus Kreisen der Wirtschaft.

Es gehe hier um sehr viele Menschen. Da seien zunächst jene, die über 65 Jahre alt seien. Hinzu kämen jene, die bereits unter einer Vorerkrankung wie Krebs, Diabetes oder Bluthochdruck litten. All diese von der Aussenwelt abzuschneiden, sei nicht praktikabel.

Corona-Massnahmen waren laut Sommaruga realistisch

Auf die Frage, ob die Schweiz bei den Neuansteckungen das Gröbste hinter sich habe, sagte Sommaruga, sie hoffe es. Bei den verordneten Massnahmen sei die Landesregierung weder übervorsichtig noch leichtsinnig gewesen, sondern realistisch.

Um die Krise zu meistern garantiere der Bundesrat mit historisch hohen Beträgen, dass die Löhne weiterhin bezahlt werden könnten und die Liquidität vorhanden sei. Aber die Zeiten blieben hart. Wenn im Ausland die Wirtschaft einbreche, schlage das auf die Schweiz zurück.

Laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga müssen die geplanten Lockerungen bei den Massnahmen zur Bekämpfung der Coronakrise von einem Schutzkonzept begleitet werden. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Vor diesem Hintergrund habe die Schweiz rasch gehandelt - so rasch wie die Regierung in kaum einem anderen Land. Das gelte auch für die Kantone. Impulse werde es aber brauchen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Und diese Impulse würden kommen.

«Wir werden viel Geld in den Unterhalt der Eisenbahn investieren. Da sprechen wir von Milliardenbeträgen. Wir wollen die erneuerbaren Energien und die Gebäudesanierung fördern, was dem Gewerbe Aufträge und Arbeit sichert. Indem wir Projekte vorziehen, können wir sinnvolle Impulse geben», sagte Sommaruga.

Am Sonntag wurde bekannt, dass sich Gesundheitsminister Alain Berset einem Corona-Test hatte unterziehen müssen. Dies, weil sich ein Mitarbeiter seines Departements mit dem Virus infiziert hatte. Bersets Test fiel jedoch negativ aus.