Coronavirus: Schweizer Impfbereitschaft im internationalen Vergleich
Das Rennen um den Impfstoff gegen das Coronavirus nimmt mächtig Fahrt auf. Doch viele Schweizer wollen sich nicht impfen. Sehr viele, im Vergleich zum Ausland.
Das Wichtigste in Kürze
- Zahlreiche Impfstoff-Projekte sind auf der Zielgeraden.
- Pfizer/Biontech vermeldeten diese Woche eine 90 prozentige Wirksamkeit.
- Weltweit wollen sich 73% impfen lassen; die Schweiz liegt deutlich unter dem Schnitt.
Eine Corona-Impfung scheint immer greifbarer. Anfang Woche vermeldeten die Unternehmen Pfizer und Biontech eine 90 prozentige Wirksamkeit ihres Impfstoffes. Auch andere Impfstoffe befinden sich bereits in der Phase-III der klinischen Studien.
Das BAG strebt eine Impfquote von 60 Prozent an. Dafür nimmt der Bund Millionen in die Hände: Der Bundesrat hat den Impfstoff-Kredit diese Woche auf 400 Millionen Franken erhöht.
Um diese Quote so schnell wie möglich zu erreichen, sind sowohl die Beschaffung als auch die Verteilung des Impfstoffs von Bedeutung. Doch wirklich entscheidend ist, dass sich genug Menschen impfen lassen.
Die Impfbereitschaft liegt in der Schweiz unter dem angestrebten Wert von 60, und zwar bei 54 Prozent. Dies ergab eine Umfrage vom Institut Leewas Ende September bei 15’300 Personen. Ganze 41 Prozent wollen sich nicht piksen lassen.
Bei einer nicht repräsentativen Umfrage von Nau.ch gaben 42 Prozent an, sie würden sich gegen das Coronavirus impfen lassen. 21 Prozent sind noch unsicher, für 37 Prozent kommt die Impfung nicht infrage.
Schweizer weit abgeschlagen im internationalen Vergleich
Die Impfbereitschaft in der Schweiz liegt weit unter dem internationalen Durchschnitt. Das Marktforschungsunternehmen Ipsos hat im Oktober für das WEF über 18'000 Personen aus 15 unterschiedlichen Ländern befragt. Das Ergebnis: 73 Prozent der Befragten würden sich gegen Covid-19 impfen lassen.
Die höchste Zustimmung findet ein allfälliger Impfstoff in Indien mit 87 Prozent. Bei der letzten Befragung im August war China Spitzenreiter mit einem Ja-Anteil von 97 Prozent. Nun liegt das Land mit zwölf Prozent weniger auf dem zweiten Rang.
In Europa ist die Impfbereitschaft in Grossbritannien am grössten. 79 Prozent der Befragten würden sich die Prophylaxe gegen das Coronavirus spritzen.
So stehen unsere Nachbarn zur Corona-Impfung
Das Bild in unseren Nachbarländern präsentiert sich nicht überall gleich. In Deutschland (69 Prozent) und Italien (65 Prozent) ist die Impfbereitschaft deutlich höher. In Frankreich hingegen hat die Umfrage den identischen Wert wie für die Schweiz ermittelt: 54 Prozent.
Einzig die Österreicher zeigt sich gegenüber einer Corona-Impfung noch skeptischer als die Schweizer. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts «Gallup» will sich nur 46 Prozent der Bevölkerung mittels Impfung vor dem Coronavirus schützen.
Ein grosser Unterschied zeigt sich auch im Zeitpunkt, wann sich die Bevölkerung impfen lassen will. Die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gaben an, sie würden sich in den drei Monaten nach Zulassung des Stoffes impfen lassen. Davon 22 Prozent sofort.
Je rund 10 Prozent lassen sich erst nach drei Monaten oder nach einem halben Jahr piksen.
Coronavirus: Impfbereitschaft nimmt ab
Auffallend ist hingegen, dass die Impfbereitschaft im Laufe der Pandemie abnimmt. Beim Marktforschungsunternehmen Ipsos gaben vor drei Monaten noch 77 Prozent an, sich gegen das Coronavirus impfen zu wollen. Heute – wo die Impfung immer näher rückt – sind es wie erwähnt noch 73.
Ein Drittel derjenigen, die sich gegen eine Impfung aussprechen, begründen dies mit Bedenken über Nebenwirkungen oder zu schnelle Zulassungen.
In 10 der untersuchten 15 Staaten geben nun weniger Befragte an, sich impfen zu wollen. Am meisten von der Corona-Impfung abgewendet haben sich die Chinesen (12 Prozent weniger als noch vor drei Monaten). In Australien sind es 9 Prozent weniger, in Spanien acht und in Brasilien sieben.