Coronavirus: Schweizer wollen lieber Pfizer statt Moderna
Die Impfung gegen das Coronavirus von Moderna erzeugt häufiger Nebenwirkungen als Pfizer. Doch die Impfzentren widersprechen den Zweifeln der Geimpften.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Menschen berichten von Nebenwirkungen – vor allem beim Moderna-Vakzin.
- Die Nebenwirkungen seien sogar ein gutes Zeichen, entgegnet eine Impfzentrum-Leiterin.
Seit Anfang Mai läuft die Impfkampagne gegen das Coronavirus so richtig auf Hochtouren. Sechs Wochen später haben bereits fast 30 Prozent der Bevölkerung den zweiten Piks erhalten. Damit häufen sich auch die Berichte von Nebenwirkungen.
Die zweite Dosis macht dem Immunsystem des Körpers zu schaffen: Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Fieber sind oft die Folge. Ärzte in den Impfzentren sehen sich mit Skepsis konfrontiert – und verteidigen die Sicherheit der Impfung mit Nachdruck.
Moderna-Impfung hat schlechten Ruf
Bekannte, die von ihrem Schüttelfrost berichten, Arbeitskollegen, die einen Tag fehlen: Praktisch alle Schweizer dürften mittlerweile auf die eine oder andere Art von den Nebenwirkungen gehört haben. «Moderna oder Pfizer?» ist oft die nächste Frage – immer häufiger ist Moderna die Antwort.
Der Ruf des amerikanischen Impfstoffs ist schlechter geworden – manche würden das Pfizer-Vakzin bevorzugen: «Ja, das gibt es», bestätigt Cornelia Staehelin, Oberärztin für Infektiologie am Berner Inselspital und stellvertretende Leiterin des angegliederten Impfzentrums. Doch bis auf Weiteres besteht beim Impfstoff keine Wahlmöglichkeit.
Schlechter Ruf ist nicht gerechtfertigt
«Der Moderna-Impfstoff ist keinesfalls schlechter», hält Staehelin fest. Grundsätzlich seien Nebenwirkungen sogar ein gutes Zeichen: «Der Körper reagiert mit einer Immunantwort – wie wenn er selbst ein Virus bekämpfen müsste.» Die Impfstoffe gegen das Coronavirus würden tatsächlich als «reaktogener» als andere Impfstoffe gelten.
Bei der Wahrnehmung von Nebenwirkungen spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, so Staehelin: «Viele Menschen werden nun fast gleichzeitig geimpft. Ihre Symptome werden aktiver beobachtet, in sozialen Medien gepostet und verglichen.»
In den vergangenen Wochen wurde deutlich mehr Impfstoff von Moderna als von Pfizer verimpft. Als Folge davon wird noch einmal häufiger von Moderna-Nebenwirkungen berichtet.
Komme der Placebo-Effekt hinzu, der sich am Beispiel der klinischen Studie von Moderna nachverfolgen lässt: Rund 40 Prozent der Kontrollgruppe gaben verschiedene Nebenwirkungen an, dabei hatten sie ein Placebo-Präparat erhalten. Im Umkehrschluss heisst das, dass nicht jeder Kopfschmerz nach der Impfung zwangsläufig von der Impfung verursacht wurde.
Zweite Impfung wird immer wichtiger
Nach der ersten Impfung sind die Nebenwirkungen deutlich harmloser, Fieber und Schüttelfrost treten meistens nach der zweiten Dosis auf. Doch deswegen auf die zweite Dosis zu verzichten sei eine schlechte Idee: «Um eine bestmögliche Schutzwirkung zu erzielen, braucht es zwei Impfungen», so Staehelin. «Dies gilt übrigens insbesondere beim Schutz vor der Delta-Variante.»
Die Delta-Variante sorgt in Grossbritannien derzeit für die höchsten Infektionszahlen seit Februar. Vor der Mutation schützen die Impfungen im Allgemeinen etwas schlechter. Doch die mRNA-Impfungen von Pfizer und Moderna weisen die höchste Schutzwirkung nach zwei Impfungen auf. «Auch bei der zweiten Impfung dürfen die Nebenwirkungen nicht ausschlaggebend sein, um auf diesen Schutz zu verzichten.»
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Schlussendlich bleibt das Abwägen zwischen Impfnebenwirkungen und der Infektion mit dem Coronavirus, erklärt Staehelin: «Die Nebenwirkungen sind von kurzer Dauer und können mit fiebersenkenden und entzündungshemmenden Medikamenten minimiert werden. Dies steht im Gegensatz zu einer Covid-Infektion, die teilweise auch bei leichten Verläufen längerfristige Folgen mit sich bringen kann.»