Eigentor? Migros lockt Kunden mit «Fsch Fsch» zur Konkurrenz

«Fsch Fsch» statt «Tsch Tsch». Migros stichelt auf neuen Plakaten gegen Coop. Marketing-Profi Felix Murbach stutzt. Denn es besteht Verwechslungsgefahr.

Migros lancierte kürzlich die neue Sommer-Werbekampagne. Der Grossverteiler nimmt Coop auf die Schippe – ein Eigentor? - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Migros wirbt für das eigene Grill-Sortiment mit «Fsch Fsch».
  • Es ist eine Spitze gegen das «Tsch Tsch» vom Konkurrenten Coop.
  • Werbe-Profi Felix Murbach warnt: Kunden könnte das verwirren.
  • Insgesamt findet der Marketing-Experte: «Der Migros-Auftritt wirkt unklar.»

Ob am TV, in Online-Medien oder auf Plakaten: Die «Tsch Tsch»-Kampagne von Coop hat schon jeder einmal gesehen. Seit Jahren läutet der Grossverteiler damit die Grillsaison ein.

Nun zieht Migros nach. 29 Sujets zieren die Plakate des Orangen Riesen. Eines davon ist eine Spitze gegen die Konkurrenz. Nebst grilliertem Fisch prangt der Schriftzug «Fsch Fsch».

Auf Nau.ch-Anfrage zeigt sich die Migros stolz. «Wir konnten das eine oder andere Schmunzeln erzeugen.»

Die Message richte sich vor allem an die Kunden, nicht an Coop, neckt Migros weiter.

Umfrage

Musstest du schmunzeln, als du das «Fsch Fsch»-Plakat von Migros das erste Mal gesehen hast?

Ja, eine lustige Spitze gegen das «Tsch Tsch» von Coop.
22%
Lustig? Das ist doch eine billige Kopie...
78%

Man erhalte «ausschliesslich positive Reaktionen», schwärmt der Detailhändler. Ein Marketing-Volltreffer also? Der Marketing-Experte Felix Murbach ist skeptisch.

Felix Murbach führt die Firma «Felix Murbach Marketing» und ist einer der renommiertesten Werbe-Profis der Schweiz. - zVg

Murbach, der eine eigene Marketing-Beratungsfirma führt, kann mit der gesamten Migros-Sommer-Kampagne nicht viel anfangen. Auch, weil das Unternehmen zweigleisig fährt.

Ein unpassender «Sommergruss» an Coop

Einerseits laufe die Sortiments-Kampagne, zu welcher auch der Slogan «Fsch, Fsch» gehört. «Praktisch gleichzeitig wirbt Migros mit ihrer Eigenmarkenkampagne für ihre Marken wie Linsoft oder Mahony. Und zeigt auf, wie viel teurer die Originale sind.»

Nebst der Sortiments-Kampagne – dort gehört auch «Fsch Fsch» hinein – läuft bei Migros auch noch die Eigenmarkenkampagne. Dort wird etwa der Preis von Mahony mit Toblerone verglichen. «Disco - Migros

Das praktisch gleichzeitige Ausspielen beider Kampagnen ist für Murbach weder Fisch noch Vogel. «Der Auftritt der Migros wirkt etwas unklar. Eine klarere zeitliche Abstimmung wäre vielleicht hilfreich gewesen», so Murbach.

Beim Fisch auf dem Teller fragt sich Murbach: «Was hat das ‹Fsch Fsch› in der Kampagne zu suchen?»

Unter den 29 unterschiedlichen Sujets befinden sich nämlich auch schlichte Slogans wie «Der vegane Beetroot-Burger aus saftigen Randen». Der an Coop angelehnte «Fsch Fsch»-Slogan steche zwar heraus. «Aber der Sommergruss an die Konkurrenz passt hier nicht hinein.»

Achtung Migros: Sticheln muss gelernt sein – kommt es nun zur Verwechslung?

Sticheln gegen die Konkurrenz müsse nämlich gelernt sein. «Wenn man eine lustige Kampagne fährt, dann über alle Sujets. So wie die Werbung jetzt dasteht, fragt man sich: Hatte die Migros nur einen Scherz auf Lager?»

Umfrage

Wo kaufst du am liebsten ein?

Migros.
23%
Coop.
38%
Aldi.
9%
Lidl.
15%
In einem anderen Laden.
14%

Schlimmstenfalls kommt es wegen «Fsch Fsch» gar zu einer Verwechslung, warnt Murbach. «Auf den ersten Blick könnte der Kunde meinen, dass es sich um eine Coop-Werbung handelt.» Die Migros könnte also aus Versehen die eigenen Kunden zum Konkurrenten locken.

Das sagt Coop zum Werbungs-Klau

Den Slogan sieht der Werbe-Fachmann denn auch eher als Kompliment für Coop. «Dass sich Migros so nahe an «Tsch Tsch» heranwagt, ist fast schon ein kommunikativer Ritterschlag für die Marke aus Basel.»

Und was sagt Coop zum «Tsch Tsch»-Klau? «Inspiration holt man sich bekanntlich von Gelungenem. Insofern betrachten wir dies als Kompliment.» Das Original gefalle Coop aber «deutlich besser».

Auch für die Eigenmarkenkampagne gibts Kritik: «Nicht Migros-like»

Applaus gibt es von Murbach auch nicht für die Eigenmarkenkampagne.

Diese wirke auf ihn nicht «Migros-like». Hier falle auf, «dass Migros sehr offensiv Originalmarken wie Toblerone oder Tempo in ihren Spots nennt. Und gar mit einem Preisvergleich den Spot beendet. Die ganzen Preisvergleiche wirken Discounter-mässig – sie könnten genauso gut von anderen bekannten Detailhändlern sein.»