Illegale Adoption aus Indien: Zürich und Thurgau ignorierten Gesetze
Ein vorgestellter Bericht wirft den Behörden der Kantone Zürich und Thurgau vor, gesetzliche Richtlinien bei der Adoption indischer Kinder missachtet zu haben.
Eine neue Studie offenbart, dass die Adoption zahlreicher indischer Kinder in der Schweiz nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Die Studie wurde am Freitag präsentiert und untersuchte Adoptionsfälle aus Indien in den Kantonen Zürich und Thurgau im Zeitraum von 1973 bis 2002.
Die Forschung wurde von einem dreiköpfigen Team durchgeführt, dass systematische Missachtung der damaligen gesetzlichen Vorgaben für Adoptionen durch die Behörden aufdeckte. «Die Ergebnisse unserer Untersuchung sind wahrlich keine leichte Kost», sagte Beat Gnädinger, Zürcher Staatsarchivar, gegenüber den Medien.
Adoptionsgesetze missachtet
Die Forschenden fanden heraus, dass die Behörden trotz Wissen um problematische bis rechtswidrige Adoptionsvermittlungen aus Indien, diese mittrugen. Oftmals gab es keine Verzichtserklärung der indischen Eltern oder der Mutter, welche in der Schweiz rechtlich vorgegeben ist, und trotzdem wurde die Adoption genehmigt.
In vielen Fällen fehlten zudem zentrale Dokumente. Darüber hinaus erlaubte der Kanton Zürich eine Vermittlungsstelle ohne die nötige Bewilligung und liess sie gewähren. In vielen Fällen verschwand auch die Mutter aus den Dokumenten, berichtet «TOPOnline».
Im genannten Zeitraum wurden 2278 Kinder illegal aus Indien von Schweizer Paaren adoptiert. Von diesen Adoptionen betrafen 256 den Kanton Zürich und 30 den Kanton Thurgau. Hier kam es laut den Forschern zu «Behördenversagen und systematischen Rechtsverstössen». Diese Rechtsverstösse erstreckten sich über den gesamten Adoptionsprozess, von der Aufnahme der Kinder bis zum eigentlichen Adoptivbescheid.
Illegale Adoptionen betrafen auch andere Kantone
Die Forschenden fanden Hinweise auf vergleichbare Probleme bei Adoptionen von Kindern aus Sri Lanka im Kanton St. Gallen im Jahr 2022. Dennoch wurde betont, dass es in den letzten zwei Jahrzehnten bei Adoptionsverfahren zu grundlegenden Verbesserungen gekommen ist.
Trotzdem hoffen die Forscher, dass die enthüllenden Ergebnisse der Studie Reformen im Adoptionswesen auslösen werden. «Unsere vorbehaltlose Zustimmung zu dieser Studie ist auch eine Verpflichtung, uns dieses Themas anzunehmen», so der Zürcher Staatsarchivar.
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Die aufrüttelnden Ergebnisse der Studie stiessen bei Betroffenen auf «Fassungslosigkeit, Ohnmacht und Wut», wie der Verein «Back to the Roots» in einer Medienmitteilung festhielt. Er betonte auch die Notwendigkeit von Massnahmen, um mit den Enthüllungen umgehen zu können. «Es braucht jetzt eine landesweite Koordination und Zusammenarbeit», sagte Sarah Ineichen vor den Medien.
Die Forscher hoffen, dass das Adoptionswesen künftig reformiert wird. Die vollständige Unterstützung dieser Studie von Seiten der beiden Regierungen sei auch ein Zeichen dafür, sich dem Thema zu widmen, so Beat Gnädinger. In Zürich gibt es bereits mehrere politische Vorstösse und im Kanton Thurgau sind diese sicherlich nicht mehr weit entfernt, schliesst der Staatsarchivar André Salathé.