Jeder dritte Arzt fühlt sich ausgelaugt

Eine noch unveröffentlichte Umfrage zeigt: Viele Spitäler missachten das Arbeitsgesetz und schaffen sehr belastende Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte.

Ärzte sind öfters geimpft. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz sind sehr problematisch.
  • Dies zeigt eine noch unveröffentlichte Umfrage, die dem SonntagsBlick vorliegt.
  • Viele Spitäler missachten demnach das Arbeitsgesetz.

Ärztinnen und Ärzte gehen im Berufsalltag an ihre Grenzen, um Menschenleben zu retten. Dass diese Grenzen wohl oft sogar überschritten werden – auch in Zeiten ohne Pandemie – zeigt jetzt eine noch un­veröffentlichte Umfrage. Diese liegt dem «SonntagsBlick» vor.

So schreibt die Zeitung, dass der Verband der Schweizerischen Assistenz- und Oberärzte (VSAO) zwischen Januar und März landesweit knapp 3000 Ärzte aus regionalen, kantonalen und Universitätsspitälern befragt hat. Das Ergebnis ist schockierend: Viele Spitäler missachten demnach das Arbeitsgesetz.

Arbeitsgesetz wird nicht eingehalten

62 Prozent der befragten Assistenz- und Oberärzte würden mehr arbeiten, als gesetzlich erlaubt wäre. Jeder zweite gebe an, die im Arbeits­gesetz festgeschriebene Höchstarbeitszeit von 50 Stunden pro Woche nicht einzuhalten.

Zudem würden Überstunden oft nicht gemeldet. Dies, auch wenn rund 70 Prozent der Befragten die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit teils um bis zu zehn Stunden oder mehr überschreiten würden.

Ein Drittel fühlt sich ausgelaugt

Die Umfrage verdeutliche auch, dass der grosse Druck nicht spurlos an den Ärzten vorbeigehe. 56 Prozent der Mediziner gäben an, sich meistens oder häufig müde zu fühlen. Ebenso oft fühle sich ein Drittel der Befragten ausgelaugt und emotional sowie körperlich erschöpft.

Überraschend sind die Ergebnisse der Umfrage nicht. Vergangene Befragungen in den Jahren 2014 und 2017 haben bereits ähnliche Resultate hervorgebracht.