Junge Grüne verteidigen Greta Thunberg gegen Junge SVP
Im Rahmen des Klima-Gipfels in Lausanne wirft JSVP-Präsident Benjamin Fischer der Klima-Bewegung Angstmacherei vor. Die Jungen Grünen haben nun darauf reagiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Benjamin Fischer, Präsident der JSVP, wirft der Klima-Bewegung Angstmacherei vor.
- Die Veranstalter des aktuellen Klima-Gipfels in Lausanne seien heuchlerisch.
- Luzian Franzini, Co-Präsident Junge Grüne, nimmt gegenüber Nau dazu Stellung.
Diese Woche findet in Lausanne der Klima-Gipfel unter dem Motto «Smile for Future» statt. Mit an Bord: Die Wortführerin der Klima-Bewegung Greta Thunberg und der Schweizer Biophysiker und Nobelpreisträger Jacques Dubochet.
JSVP-Präsident mit Angriff gegen Klima-Aktivisten
Im einem Interview mit Nau griff Benjamin Fischer, Präsident der JSVP, die Klima-Aktivisten an: «Eine grüne Politik, die uns zurück ins Mittelalter führt, ist reine Symbolik auf Kosten der Menschen. Und hat aufs Weltklima keinen nennenswerten Effekt», sagte Fischer unter anderem
Nau.ch hat bei Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen, Reaktionen zu Fischers Aussagen eingeholt.
Nau.ch: Konkret wirft Fischer der Klima-Bewegung Angstmacherei vor. Greta Thunberg wird als gefährliche Extremistin abgestempelt. Was halten Sie davon?
Luzian Franzini: Ich rate der JSVP-Führung einmal die konkreten wissenschaftlichen Berichte und Fakten zu studieren, beispielsweise vom IPCC. Auch ich bin kein Experte, aber diese Berichte sprechen eine klare Sprache. Der Klimawandel bedroht die grundlegende Existenz der Menschheit.
Und stellt in Frage, ob auch unsere Kinder und Grosskinder noch anständig auf diesem Planeten werden leben können. Extrem sind doch viel eher die Rechtspopulisten, die Fakten seit Jahren ignorieren. Und so tun, als könne man ewig so weiter machen.
Nau.ch: Fischer wirft den Veranstaltern in Lausanne vor, heuchlerisch zu sein. Einerseits würden sie sich selbst beweihräuchern, andererseits haben sie keine Kritiker eingeladen. Da ist doch was dran?
Luzian Franzini: Eine demokratische Debatte über den richtigen Weg, um die Klimakrise zu lösen, ist tatsächlich wichtig. Als grösste Partei der Schweiz hat ja auch die SVP die Macht mitzureden. Es braucht die besten Ideen und parteiübergreifendes Anpacken, um dieses komplexe Problem zu lösen.
Der wissenschaftliche Konsens ist jedoch eindeutig, der Mensch beeinflusst den Klimawandel stark. Kritiker, die grundlegende Erkenntnisse von tausenden von Wissenschaftlern anzweifeln, dürfen an einem solchen Anlass keine Plattform bekommen. Bei einem Astrologiekongress werden heute ja auch keine Leute mehr eingeladen, die noch glauben, die Erde sei eine Scheibe.
Nau.ch: Grundsätzlich lautet die Kritik der JSVP, dass die Klima-Bewegung ausser Verboten keine Lösungen für die Bewältigung der Klima-Problematik habe. Folgen seien Verteuerung und Wohlstandseinbussen, das werde von den Aktivisten ausgeblendet. Was entgegnen Sie?
Luzian Franzini: Die Klimastreikenden sind keine Wissenschaftler und auch keine Politiker. Sie sind selbst noch in Ausbildung und fordern die Politik zu Massnahmen auf. Die Ideen und Vorstösse sollten die Politik und die Wissenschaft gemeinsam erarbeiten.
Die SVP hat bis heute noch kein Konzept, um den Schweizer CO2-Austoss effektiv zu senken. Und sie weigert sich, die Fakten ernst zu nehmen. Sie wollen lieber weiterhin, dass der Mittelstand Milliarden an die ausländische Öllobby bezahlen muss und abhängig bleibt.
Teuer wird es für uns vor allem, wenn der Klimawandel ungebremst weiter voranschreitet. Die Gegenmassnahmen und die Anpassungen an extreme klimatische Bedingungen würden uns Billionen kosten. Gerade auch in der Landwirtschaft.
Nau.ch: Fischer schlägt folgende Lösungen beim Klimawandel vor: Spitzenforschung, Innovation und Selbstverantwortung. Was halten Sie von diesen Lösungen?
Luzian Franzini: Selbstverantwortung hat uns erst in diese missliche Lage geführt. So langs billiger ist, den Planeten zu verpesten als sauber und nachhaltig zu produzieren, können wir das Klimaproblem nicht lösen.
Es braucht Rahmenbedingungen, die nachhaltiges und gerechtes Produzieren und Konsumieren zum Standard machen. Ich bin jedoch einverstanden, dass Spitzenforschung und Innovation tatsächlich bei der Bewältigung der Krise helfen können. Dies jedoch nur, wenn die SVP nicht immer bei der Bildung spart.
Nau.ch: Fischer kritisiert ebenso die Forderung nach Climate Justice. Diese wolle die uneingeschränkte Migration, was Wohlstandseinbussen und die Gefährdung des Sozialstaates zur Folge habe. Was entgegnen Sie?
Luzian Franzini: Mit der Klimagerechtigkeits-Forderung weist die Klimastreikbewegung darauf hin, dass der Kampf gegen Klimawandel auch eine Frage der Gerechtigkeit ist. Die ärmsten Länder trifft der Klimawandel viel härter, obwohl sie selbst wenig zur Klimakrise beigetragen haben.
Bereits heute sind zwischen 50 und 150 Millionen Menschen wegen dem Klimawandel auf der Flucht. Hier braucht es humanitäre Lösungen, die diesen Menschen eine neue Zukunft garantiert. Ich bleibe dabei: Die grösste Gefahr für unsere Lebensqualität sind nicht Menschen in Not, sondern der Klimawandel. Und um dieses Problem zu lösen, braucht es die besten Ideen von allen und keine verdrehten Klimaskeptiker*innen.