Messenger-App Threema profitiert von Diskussion um WhatsApp-AGB

Der Schweizer Kurznachrichtendienst Threema profitiert von den Diskussionen um die neuen Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Messenger Threema scheint wohl Probleme zu haben mit aktueller Kryptographie. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Threema profitiert von Diskussionen um die neuen Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.
  • Die Download-Zahlen des Schweizer Kurznachrichtendienstes haben sich verfünffacht.
  • Bei Threema sind weder Mobilnummer noch E-Mail-Adresse nötig.

Während viele Nutzer der Facebook-Tochter die App von ihren Geräten löschen, steigen die Downloadzahlen der kostenpflichtigen Threema-App rasant an. Auch die Gratis-Alternativen Telegram und Signal legen deutlich zu.

Whatsapp - Keystone

«Die Zahl der Downloads hat sich seit dem vergangenen Donnerstag etwa verfünffacht», sagte Threema-Sprecher Roman Flepp am Mittwoch gegenüber AWP. «Normalerweise liegen sie bei einigen Tausend pro Tag, jetzt bei mehreren Zehntausend.»

Auslöser des WhatsApp-Exodus sind offenbar Befürchtungen, dass mit den geänderten AGB künftig viele persönliche Daten mit anderen Facebook-Unternehmen geteilt werden. Die Nutzer müssen die neuen Bedingungen bis zum 8. Februar akzeptieren.

«Wenn Sie nicht für ein Produkt bezahlen, sind sie selbst das Produkt»

Threema wirbt damit, dass sich der Dienst auch komplett anonymisiert nutzen lässt und weder Mobilnummer noch E-Mail-Adresse nötig sind. Bei der Sicherheit wird neben der Verschlüsselung auch gerne auf den Standort der Server in der Schweiz verwiesen.

Im Unterschied zu den Wettbewerbern muss man beim Download der App für Android oder Apple aber zahlen, derzeit 3 Franken. «Wenn Sie nicht für ein Produkt bezahlen, sind sie selbst das Produkt», lautet ein Motto von Threema.

Das Logo der Firma Threema aus Pfäffikon SZ. - zVg

Im Oktober 2020 bezifferte das Unternehmen mit knapp 30 Mitarbeitenden die Zahl der Nutzer auf rund 8 Millionen. Auf die Unternehmenslösung Threema Work entfallen davon mehr als 2 Millionen in rund 5'000 Unternehmen, Behörden, Verbänden und Schulen. Zu den Kunden zählen etwa auch Schweizer Bundesbehörden, Bosch, Daimler oder Lehrkräfte des Landes Baden-Württemberg.

Im Vergleich ein Zwerg

Im Vergleich zu WhatsApp und Telegram ist Threema weiterhin ein Zwerg. Die Facebook-Tochter hat weltweit mehr als 2 Milliarden Nutzer und Telegramm 500 Millionen. Letztere meldete mehr als 25 Millionen Neuregistrierungen in den vergangenen 72 Stunden.

Bereits in der Vergangenheit hatte Threema von Sorgen um die Datenverwendung bei WhatsApp profitiert. Etwa im Frühjahr 2014 als der amerikanische Kurznachrichtendienst von Facebook für rund 19 Milliarden Dollar übernommen wurde.