Oktoberfest: SBB & DB lassen Passagiere auf München-Strecke hängen

Schweizer machen am Oktoberfest die drittgrösste internationale Besuchergruppe aus. Wer mit dem Zug von Zürich anreist, muss allerdings viel Geduld haben.

Bier gibt es am Oktoberfest in München jede Menge. Die Anreise birgt aber Frust-Potenzial. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SBB und DB kämpfen während des Oktoberfests mit Problemen auf der Zürich-München-Strecke.
  • Bei den Schweizer Oktoberfest-Besuchern sorgt das für Frust.
  • Die SBB plant Verbesserungen für die Pünktlichkeit – trotz anhaltender Probleme.
  • Und: Die Deutsche Bahn verschickt fälschlicherweise Ausfall-E-Mails an Fahrgäste.

16 Tage lang «Cordula Grün» grölen, auf den Bänken tanzen und dabei jede Menge Bier runterleeren: Noch bis am 6. Oktober strömen die Massen an das grösste Volksfest der Welt, das Oktoberfest auf der Münchner Theresienwiese.

Und auch Schweizerinnen und Schweizer haben Durst. Am ersten Wiesn-Wochenende machten sie die drittgrösste internationale Besuchergruppe aus. Nur aus den USA und Italien reisten noch mehr Leute in die bayerische Landeshauptstadt.

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Allerdings: Die Anreise sorgt bei den Schweizer Feierwütigen für Frust. Mit dem Eurocity (EC) soll es von Zürich nach München eigentlich nur dreieinhalb Stunden dauern. Doch dieses Versprechen können die SBB und die Deutsche Bahn (DB) nicht einhalten.

Denn: Auf der während des Oktoberfests besonders beliebten Strecke häufen sich die Verspätungen und Ausfälle. Zusätzlich stiften die SBB und die DB mit E-Mails Verwirrung.

SBB und DB bestätigen Probleme auf München-Strecke

Die SBB bestätigt die Probleme auf Anfrage von Nau.ch: «Die SBB ist mit der Betriebsstabilität des EC Zürich–München nach wie vor nicht zufrieden», sagt Sprecherin Sabrina Schellenberg. Man bitte die Passagiere für die «häufigen Verspätungen» um Entschuldigung.

Auch eine DB-Sprecherin sagt gegenüber Nau.ch: «Tatsächlich entsprechen die Pünktlichkeitswerte auf der grenzüberscheitenden ECE-Verbindung München-Lindau-Zürich derzeit nicht den Erwartungen der DB.»

Die SBB weist darauf hin, dass sich die Pünktlichkeit im ersten Quartal 2024 zunächst verbessert hatte. Ende Mai aber kam es in Mörschwil SG zwischen St. Gallen und Rorschach SG zu einem Erdrutsch. «Die Strecke war mehrere Wochen unterbrochen. Die Züge mussten über Romanshorn TG umgeleitet werden und erhielten eine Verspätung von rund 20 Minuten», erklärt Sprecherin Schellenberg.

Dadurch entfiel auch der Halt in St. Gallen. Inzwischen sei der betroffene Streckenabschnitt zwar wieder befahrbar. Allerdings nur einspurig, was zu Verspätung und weniger Flexibilität in der Lenkung der Züge führte.

Das macht sich bemerkbar, wenn der Zug von München nach Zürich unterwegs ist. Dann muss dieser mit einer Verspätung von mindestens fünf Minuten über Romanshorn umgeleitet werden. «Der Halt St. Gallen entfällt dann und die Reisezeit verlängert sich um rund 20 Minuten.»

SBB will Pünktlichkeit verbessern – noch während Oktoberfest

Die SBB verspricht aber Verbesserungen – und zwar schon bald. Die Sperrung soll am Dienstag, 1. Oktober, aufgehoben werden. «Anschliessend erwarten wir wieder eine Stabilisierung der Pünktlichkeit.»

Doch damit sind nicht alle Probleme gebannt. Als weitere Gründe verweist die DB gegenüber Nau.ch auf eine Eingleisigkeit in einem weiteren Streckenabschnitt in Deutschland. Und auf die «aktuelle angespannte betriebliche Situation im Fernverkehr der DB».

Auf was die Sprecherin anspricht: Die Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr bei der Deutschen Bahn sind im August zuletzt auf nur 60 Prozent zurückgegangen!

Deutsche Bahn schickt Ausfall-E-Mails – fälschlicherweise

Ein weiteres Ärgernis für diesjährige Besucher vom Oktoberfest: Nicht jeder Zug, der auf der Strecke Zürich-München ausfällt, fällt auch tatsächlich aus.

Ein Nau.ch-Leser hat für den 6. Oktober ein Rückfahrbillett von München nach St. Gallen gebucht. Doch die DB informierte ihn via E-Mail, die Reise sei «wegen einer Fahrplanänderung nicht wie geplant möglich».

Mit Mails wie diesen sorgt die Deutsche Bahn (DB) während dem Oktoberfest für Verwirrung. - zvg

Er solle nun eine andere Verbindung wählen. Blöd nur: Die Sitzplatzreservation ist damit futsch.

Gegenüber Nau.ch stellt die Deutsche Bahn nun klar: Das ist ein Fehler!

Eine DB-Sprecherin sagt: «Bei besagtem Fall für den 6. Oktober hat der Kunde fälschlicherweise den Hinweis bekommen, dass die Verbindung ausfalle. Hier lag ein Fehler bei uns vor, für den wir uns entschuldigen möchten.»

Und: Sollte eine Reservation doch einmal verfallen, weil eine Verbindung ausfällt, könne man sich diese erstatten lassen. «Für die neue Verbindung lässt sich ein Sitzplatz separat reservieren», heisst es.

Sieben Verbindungen pro Tag während Oktoberfest

Die SBB betont gegenüber Nau.ch, dass während dem Oktoberfest siebe Züge pro Tag und Richtung zwischen Zürich und München verkehren. Also das übliche Angebot.

Am letzten Tag der Wiesn, am 6. Oktober, entfallen beim letzten Zug zurück die Halte St. Gallen und Zürich Flughafen wegen einer Umleitung. Und die Fahrzeit verlängert sich.

Weiter erklärt die SBB, dass sie gemeinsam mit den Partnerbahnen Massnahmen treffe, um die Situation auf der Strecke zu verbessern. Neben der Behebung der Eingleisigkeit arbeite man in Deutschland «intensiv an Lösungen, um den Verkehr nachhaltig zu stabilisieren», heisst es.

Als weitere Massnahmen ab Oktober nennt SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg für die Eurocity-Strecke: «In der Schweiz haben wir die Wartefrist für einen verspäteten EC erhöht. Damit kann der EC bei bis zu zehn Minuten Verspätung noch vorausfahren oder den IR 13 in St. Gallen überholen und behält seine Trasse.»

Eine noch längere Wartefrist sei wegen Folgenverspätungen in der Schweiz nicht möglich.

Und: «Der EC erscheint bei Fahrplanabfragen für kürzere Strecken etwa innerhalb Kanton Zürich nicht im Online-Fahrplan. Damit Reisende andere Verbindungen und nicht den EC nutzen.»