Schweizer Behörden haben Kenntnis von Fällen des «Havanna-Syndroms»

Medienberichten zufolge ist das «Havanna-Syndrom» bei US-Diplomaten in Genf aufgetreten. Der Nachrichtendienst des Bundes hat Kenntnis von den Fällen.

Die Stadt Genf von oben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere US-Diplomaten in Genf sollen über rätselhafte neurologische Beschwerden klagen.
  • Der Nachrichtendienst des Bundes hat Kenntnis von den Fällen.
  • Das «Havanna-Syndrom» war zum ersten Mal 2016 bei Diplomaten in Kuba aufgetreten.

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) hat Kenntnis von Fällen des «Havanna-Syndroms» bei mehreren US-Diplomaten in Genf. Das Aussendepartement EDA steht in Kontakt mit der US-amerikanischen Botschaft.

Ansonsten kommentiere man keine Medienberichte, beschied der NDB der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag auf Anfrage. Man empfehle, sich diesbezüglich an die Vertreter der US-Behörden in der Schweiz zu wenden.

Eine Person wird wohl in den USA behandelt

Eine Sprecherin des US-Aussenministeriums wollte jedoch bereits am Donnerstag auf Anfrage den konkreten Fall nicht kommentieren und machte dafür Sicherheitsgründe geltend.

Mehrere US-Diplomaten im Genf waren nach einem Bericht des «Wall Street Journal» von rätselhaften neurologischen Beschwerden betroffen. Eine Person sei deswegen zur Behandlung in die Vereinigten Staaten gebracht worden.

Das Aussendepartement EDA seinerseits erklärte auf Anfrage, es sei in Kontakt mit der US-amerikanischen Botschaft. Weitergehende Angaben machte die Behörde indes ebenfalls nicht und verwies wie der NDB auf die US-Botschaft in Bern. Das EDA sehe keine Risiken für die Politik der guten Dienste der Schweiz, wie es weiter hiess.

«Havanna-Syndrom» erstmals 2016 aufgetreten

Der NDB betonte mit Hinweis auf den Lagebericht Sicherheit Schweiz 2021, dass in den vergangenen Jahren in der Schweiz keine Sabotageakte, Anschläge, Entführungen oder gezielte Tötungen durch ausländische Nachrichtendienste verzeichnet worden seien.

Es gebe aber Hinweise auf Belästigungen, Drohungen und Einschüchterungen, die sich gegen in die Schweiz geflüchtete Personen richteten und die mutmasslich von ausländischen Behörden ausgingen. Grundsätzlich blieben Gewalttaten ausländischer Nachrichtendienste auch in der Schweiz möglich.

Das «Havanna-Syndrom» war zum ersten Mal 2016 bei US-amerikanischen und kanadischen Diplomaten auf Kuba aufgetreten. Insgesamt erhielt das US-Aussenministerium nach eigenen Angaben seither Meldungen von mehr als 200 Personen. Registriert wurden Vorfälle in China, Deutschland, Australien, Russland, Österreich und den Vereinigten Staaten selbst.

Ein Syndrom sorgt in Havanna (hier das Kapitol) für Kopfweh. - sda - Keystone

Zu den Symptomen gehören etwa Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen und Schwindel - aber auch ein dauerhafter Hörverlust. Laut US-Angaben wurden bei Betroffenen leichte traumatische Hirnschäden festgestellt.

Zunächst hatten die US-Behörden als Ursache des Syndroms Angriffe mit für das menschliche Ohr nicht hörbarem, jedoch gesundheitsschädlichem Schall vermutet - bestätigt ist dies aber nicht.